Unser ehemaliger, schöner kleiner Bach!

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von Hilde Linden

Was war das in meiner Kindheit im Sommer ein Betrieb auf der Bachstraße (jetzige Grabenstraße). Nachmittags, wenn wir so ziemlich unsere Hausaufgaben gemacht hatten, kamen aus allen Ecken der Straße immer mehr Kinder zu dem Bach (es handelt sich hier um den Brückerbach).

Die älteren Jungen und Mädchen standen an der Brücke und tauschten hier und da Blicke aus. Es waren die so genannten „Schulle-Schätzja“, wie man sie zu meiner Kindheit nannte, die sich dort trafen. Ja, und die jüngeren Kinder wetten, wer am besten über den Bach springen konnte. Wie oft verfehlte einer die Mauer, die er überspringen wollte, und plumps fiel er nach hinten, und wohin? Mitten in den Bach! War das dann immer ein Gelächter und Gespöttes. Es heißt ja nicht umsonst: „ Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen!“

Nun, wenn es draußen schwer heiß war, kam uns der Gedanke den Bach zu stauen. Hach, war das ein herrliches Gefühl, wenn das Wasser bis zum Knie reichte. Wunderbares, kühles Bachwasser. Doch oh weh, da kam schon Müllers-Bas (Frau Müller) bitterböse angelaufen und rief: „sofort macht ihr den gestaute Bach off, ich hann schunn bivill Wasser im Keller“.

Ach was waren wir Kinder dann enttäuscht, aber eigentlich hatte sie ja Recht, denn das gestaute Wasser lief durch den Abfluss in ihren Keller zurück. Wir Päns aber hätten sie am liebsten auf den Mond geschossen, doch es war nichts zu machen. Ich muss aber gestehen, wir haben aber immer wieder versucht, so oft wie möglich den Bach zu stauen, trotz dem Schimpfen von Müllers und Füchsjes-Bas, die da wohnte.

Von dem vielen Spielen und Toben bekamen wir auch ganz schön durst, und wie löschten wir den? Wir machten einfach drei Kreuze über das Wasser, und so war das in unserem Sinne gesegnet. Wir tranken dieses gesegnete Bachwasser mit einer Wonne. Keiner wurde davon jemals krank. Es heißt ja: „Glaube versetzt Berge“. Und so war das auch mit dem Bachwasser.

Auch war zu meiner Kindheit die Bachstraße weder gepflastert noch geteert. Sie war ursprünglich wie ein Feldweg und wenn es heiß und trocken war, sah unsere Straße wie eine einzige Staubwüste aus. Es war dann herrlich sich gegenseitig mit Staub zu bewerfen. Doch nicht lange dauerte der Spaß. Tante Kattchen kam aus dem Haus gelaufen und schimpfte: „Sofort hürt ihr mett demm Stöbbwerfe off. Die janze Fenstere senn schunn vooler Stöbb. Man kann bahl nix mie sän.

Bums, war dieser Spaß auch vorbei. Wir selbst sahen aus als kämen wir wirklich aus der Wüste Sahara … Endergebnis: Der ganze Körper wurde geschruppt, damit wir wieder menschlich aussehen sollten.

Ich denke oft daran, ob man nicht den kleinen Bach wieder öffnen sollte, sodass er das Licht erblicken kann, was ihm ja eigentlich von Natur aus zusteht. Ich war schon in verschiedenen Städten und da sah ich mit Erstaunen, dass seitlich der Straße ein kleiner Bach lief. So was wäre doch auch bei uns möglich, denn unser Dorf Rübenach könnte mal etwas „Dörfliches“ gut vertragen.

von Hilde Linden

hilde_linden_350Hilde Linden war eine große Rübenacher Persönlichkeit und ein Urgestein der hiesigen Faasenacht. Über viele Jahrzehnte hat sie den „Rüwwenacher“ Karneval im Sinne des rheinischen Brauchtums mitgeprägt. 2011 ist sie im Alter von 88 Jahren verstorben.

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