von Udo Liessem
Das ausgehende 18. Jahrhundert brachte – nicht nur für Rübenach – eine vollkommene Umorientierung und es begann eine stürmische Entwicklung, die im Grunde das ganze 19. Jahrhundert anhielt, um dann nahtlos ins 20. Jahrhundert überzugehen. Die französische Revolution von 1789 brachte bald für die Rheinlande große politische Umwälzungen mit sich: 1792 war auf der Rübenacher Höhe ein großes preußisches Militärlager unter Herzog Ferdinand von Braunschweig; Truppen wurden hier zusammengezogen, um gegen Frankreich zu marschieren (1. Koalisationskrieg). Der Feldzug endete kläglich mit der Kanonade von Valmy. Der Denkstein, der an das 1792er Lager erinnerte, wurde wenige Jahre später von Franzosen zerstört. Am 31. Oktober 1794 lagerten französische Truppen bei Rübenach, im Januar 1795 lagen sie im Dorf. Nachdem Frieden von Lunéville (9. Februar 1801) das linksrheinische Kurfürstentum Trier offiziell ausgelöscht hatte, machte der Reichsdeputationshauptschluss – 1803 – dem restlichen Teil ein endgültiges Ende.
Schon 1798 war im linksrheinischen Gebiet von Franzosen die Départementverwaltung eingeführt worden. Koblenz wurde Sitz des „Departement Rhin et Moselle“ (Rhein und Mosel). Das ehemalige Amt Bergpflege und Bassenheim, Kobern, Winnigen, Lay, Kapellen und seit 1806 auch Weißenthurm wurden zum Kanton Rübenach zusammengefasst. Das Dorf war aber nicht Sitz einer Mairie (= Bürgermeisterei), vielmehr bildeten Bassenheim, Bubenheim, Kärlich, Kettig, Metternich, Mülheim, Weißenthurm und Rübenach die Mairie Bassenheim.
Leider erlaubt es der gedrängte Platz nicht, nähere auf die sozialen Veränderungen einzugehen; nur einige Hinweise: Die Privilegien des Adels und der (Hohen) Geistlichkeit hatten ein Ende, die feudalen Rechte wurden abgeschafft (die Grundherrschaften hatten aufgehört zu existieren), die Rechtsprechung wurde vereinheitlicht und vereinfacht. Hier muss an den sogenannten Code Napoléon erinnert werden, der (linksrheinisch) bis 1900 in Kraft geblieben ist! Den Geistlichen war zwar erlaubt Taufen, Eheschließungen wie bisher durchzuführen und Sterbefälle zu registrieren, doch hatten diese Eintragungen keinen amtlichen Charakter mehr. Das alte Erzbistum Trier war zerschlagen worden, das neue beschränkte sich lediglich auf das Saardepartement. Rübenach gehörte zum neugegründeten Bistum Aachen. Mit Beschluss vom 9. Juni 1802 wurden in den vier rheinischenDepartements alle religiösen Orden aufgelöst. Ihr Vermögen fiel dem Staat, der es im Laufe der nächsten Jahre versteigern oder verkaufen ließ, so dass sich eine völlig andere Besitzverteilung ergab. Die Ordensleute bekamen eine lebenslängliche Rente von 500 – 600 Francs. Ausgenommen von dieser Säkularisation waren u. a. die Pfarreien. Einer der Betroffenen, der letzte Abt des Zisterzienserklosters Marienstatt, Johann Simon Conrad aus Kärlich (1740 – 1819) wurde in Rübenach, wo er Verwandte hatte, beigesetzt. Die Conrads hatten übrigens den Maximiner Hof erworben, den die Nachfahren noch heute teilweise besitzen. Mit 40 Hektar aus ehemaligem kurfürstlichem und maximinischem Land arrondierten die Eltz-Rübenach ihren dortigen Besitz.
.
Quelle Buch Rübenach eine Heimatgeschichte