Religiöse Verhältnisse

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von Udo Liessem

Bevor näher auf den Bau der romanischen Kirche eingegangen wird, trotz des Burghauses das den Ort beherrschende Gebäude, soll die religiöse Situation – obwohl das in anderen Publikationen schon ausführlich geschehen ist – mit nur wenigen Sätzen angedeutet werden. Sowohl das Fabrikvermögen, als auch das Pfarrstellenvermögen waren recht beträchtlich. Aus erstgenanten hatte die Gemeinde Rübenach mit der Zeit 1164 Taler erhalten (Stand 1788), die aber in preußischer Zeit der Kirche verlustig gingen. Die Taxa von 1330 veranschlagte den Rübenacher Pastor mit einer Steuer von 19 Pfund 10 Schillingen, worin er im Dekanat Ochtendung – nur von dem Andernacher und dem Niederzissener Geistlichen übertroffen wurde, was für die gute finanzielle Lage der Pfarrei spricht. Ähnlich lautete die Abrechnung des Dekans von St. Florin (29. Januar 1330), der die Kirche mit 25 Pfund besteuerte; dagegen brauchte der Pleban nur 6 Pfund 10 Schillinge zu zahlen – seine Lohnung war eben sehr gering. Nach der Aufzählung für das Landkapital Ochtendung von 1475 zahlte Rübenach 1 Florin (= 3 Mark = 18 Albus) an Kathedralsteuer, was nicht unbeträchtlich war. Zum Vergleich einige Zahlen:

Güls                    2 Florin            (= 6 Mark)
Ochtendung       18 Albus            (= 3 Mark)
Urmitz               18 Albus            (= 3 Mark)
Kesselheim        16 Albus            (= 2,3 Mark)
Bassenheim       12 Albus            (= 2 Mark)
Kärlich                 8 Albus            (= 1,3 Mark)
Wallersheim         6 Albus            (= 1 Mark)

Es wäre möglich, dass Rübenach – wie viele Orte um Koblenz – Beginen gehabt hat, denn 1488 wird ein Stück Land erwähnt, „das an den Wald stößt und bei den Beginen und bei den Nonnen liegt“.

Als Zeichen für Frömmigkeit und religiöses Brauchtum können auch die Kappelen, Bildstöcke und Wehekreuze gelten: Ein 1649 datiertes großes Heiligenhäuschen – der Mutter Gottes geweiht – stand früher beim Hause Reck, musste aber dem Straßenbau weichen. Auf dem Kirchhof befand sich eine Michaelskapelle, die 1656 und 1680 erwähnt wurde; sie besaß einen eigenen Altar. Schließlich nennt Reitz noch das sogenannte Müllersheiligenhäuschen aus 1849. Von den heute noch vorhandenen sechs Kapellchen hat lediglich das am der Ecke „Alemannenstraße“/ „Oberer Bassenheimer Weg“ noch alte Bausubstanz (16./17. Jahrhundert. Das Kapellchen in der „Alte Straße“ neben dem Haus Nr. 18 stammt aus der Zeit bald nach 1841. Die kleine Kapelle an der Ecke „Hollerstraße“/ „Maximinstraße“/ „Am Kloster“ ist im Giebel auf 1898 datiert. Daneben steht

Ein steht ein Basaltlavakreuz, das gemeinsame Merkmale mit den sogenannten „Schöpflöffeln“ trägt (noch spätgotisch). Mit vorgenannter Kapelle zeitgleich ist auch diejenige am Kirchaufgang; beide sind Ziegelbauten. Letztlich muss noch auf die Lourdesgrotte westlich der Kirche hingewiesen werden.

In der Gemarkung standen bis vor einiger Zeit (Stand 1975) noch vier Kreuze, von denen sind zwei („im Otter“ bzw. „im Rosenborn“) gestohlen wurden. Das älteste Kreuz, das Reitz noch kannte, datiert nach 1716. Die ca. 80 alten Grabkreuze auf dem Friedhof, deren ältestes aus 1572 stammt und die wenigen Grabplatten. Werden vom Verfasser demnächst (!?) in einem  Inventar der Rübenacher Kirche zusammengestellt werden.

1738 existierte bereits ein Missionskreuz, 1746 wurde ein neues angeschafft. Das heutige – an der Südseite der Kirche – stellt eine qualitätsvolle Arbeit des dritten Viertels des 19. Jahrhundert dar, der Corpus ist aus Ton.

Die damalige Kirche in Rübenach, dem Hl. Mauritius und der Aldegundis dediziert, hatte mehrere Altäre: Hl. Kreuzaltar – 1303 –, Liebfrauenaltar – 1496 –; der Hochaltar war im Jahre 1680 dem Hl. Mauritius und die Nebenaltäre dem Hl. Kreuz und der Hl. Katharina geweiht; 1786 wurde ein neuer, von Seiz entworfener Altar (wohl nur ein Aufsatz) angeschafft.

1316 vermachte der Ritter Wilhelm von Eltz der Rübenacher Kirchenfabrik einen Geldbetrag und sein Silber, das zu Kelchen umgearbeitet werden sollte. An alten Kirchengerät ist heute nichts mehr vorhanden. Es ist aber denkbar, dass die 1656 aufgezählten hochgotischen Geräte identisch sind mit den oben genannten. Von den Stücken, die noch erhalten sind, stammen die ältesten aus dem Barock und werden in dem erwähnten Inventar behandelt werden.

Der ursprüngliche Taufstein ist nicht mehr erhalten, der jetzige stammt aus 1710. Aus dem selben Jahr war auch die früheste überlieferte Orgel.

Die ältesten Parmente datieren ins 18. Jahrhundert. Die großartige Madonna (mittelrheinisch-koblenzisch, 2. Viertel 14. Jahrhundert), die Holzfiguren der Hl. Mauritius und Aldegundis (1. Hälfte 18. Jahrhundert) und das Vesperbild um 1741 sind noch aus der alten Kirche übernommen worden.  Alte Glocken sind nicht mehr nachweisbar: 1833 waren lediglich noch zwei aus 1683 und eine aus 1817 vorhanden.

Die Baulasten für Schiff und Turm trugen im Jahre 1680 die Gemeinde, für Chor und Sakristei der Personatist.
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