Wirtschaft im 19. Jahrhundert

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von Udo Liessem

Rübenach war, wie gezeigt werden konnte, schon immer auf Koblenz hinausgerichtet gewesen; diese Orientierung erweiterte sich ständig. Mit zunehmender Größe und abnehmender Eigenversorgung war Koblenz immer mehr von seinem Umland abhängig. Rübenach mittlerweile voll landwirtschaftlich organisiert, der Weinbau, nie dominierend, spielte jetzt überhaupt keine Rolle mehr, lieferte seine Produkte vornehmlich ins nahe Koblenz, verschickte aber seine Kartoffeln, für die der Ort noch heute „berühmt“ (?) ist, auch in die nähere und weitere Umgebung. Wie die Tranchot-Karte durch ihre Signatur ausweist, war der Obstanbau um 1810 schon sehr beträchtlich. Die Bungerte befanden sich vornehmlich in der Nähe der Ortslage. Im 19. Jahrhundert wurde ein nicht unbedeutender Viehmarkt im Dorf abgehalten. Auch der gemeindeeigene Wald von 375 Morgen stellte einen wesentlichen Wirtschaftsfaktor dar.

Nicht unbedeutende tertiäre Tonvorkommen auf der Rübenacher Höhe und Kiesgruben ebendort wurden spätestens seit dem (frühen) 19. Jahrhundert ausgebeutet. Wenn die Unternehmungen auch hauptsächlich von außerhalb ausgingen, waren doch Rübenacher Arbeiter im Ton und Kies beschäftigt. Da die große Gefahr in den Gruben unbedingte Disziplin nötig machte, wurden bei geringsten Verstößen harte Strafen verhängt, die das „Disciplinar- Reglement für Arbeiter auf den Tongewinnungen bei Kärlich und Mülheim“ vom 3. Dezember 1863 festsetzte. Verfasser vermutet, ohne es allerdings bis jetzt nachweisen zu können, dass der Ton über Rübenach schon seit dem (späten) Mittelalter abgebaut worden ist und das es wahrscheinlich im selben Zeitraum eine dorfeigene Töpferei gegeben haben wird. Interesse verdient ein Satz: „Teilweise erwarb die Großindustrie eigene Tonlager, wie z. B. Krupp in dem alten Pfeifenbäckergebiet am Rande des Neuwieder Beckens in Rübenach niederließ und dort den Übergang der Tonindustrie zum Großbetrieb mit anbahnte“. Auf der Rübenacher Höhe  beuteten 1897 vier Firmen die „Erstklassige blaue Tonerde“ ab; die Fördermenge betrug jährlich 24000 Tonnen, davon fielen 10000 Tonnen auf die Firma Krupp (Essen), 10000 Tonnen auf die Firma Ludwig (Koblenz), 3000 Tonnen auf die Firma Mannheim (Kärlich) und 1000 Tonnen auf die Firma Witwe Peter Müller aus Rübenach.

Einen Hinweis verdienen die Bergwerks- und Hüttenbesitzer Telemaque Michiels und Georg Michiels aus Eschweiler, die 1848 eine „Conzession zur Gewinnung von Eisenstein in der Gemarkung Urmitz, Kaltenengers, St. Sebastian, Mülheim, Bassenheim, Hengsthof, Eisenhand, Rübenach, Bubenheim, Metternich und Rohrer Hof, Bisholder, Wolken, Winningen“ erhielten. 1857 wurde dem Koblenzer Eisenbahnbaumeister Johann Georg Schwarz eine „Conzession zur Gewinnung von Eisen- und Kupfererzen in den Gemeinden Gülz, Bisholder, Winningen, Cobern, Wolken, Rübenach, Metternich“ erteilt. Und schließlich bekam der Bergwerksbesitzer F. Helmich aus Hattingen eine Konzession – 1858. Er wollte Eisenerze in den Gemeinden Mülheim, Rübenach, Bassenheim, Wolken und Kobern fördern. Alle diese Vorhaben ließen sich nicht realisieren.
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