„Das Maß ist voll!“

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Rübenacher Ortsbeirat gemeinsam gegen „Windkraftwahnsinn“

In Rübenach brodelt es. An der Stadtverwaltung und den politischen Gremien vorbei, verhandelt ein Windkraftbetreiber (Redak.: Firma Prokon) mit Grundstückseigentümern mit dem Ziel, vor den Toren des Ortes mehr als 220 Meter hohe Windkrafträder (Nabenhöhe 166 m plus möglicher Rotordurchmesser von ca. 120m/2) zu bauen. Dagegen wehren sich die Rübenacher Ortsbeirats- und Stadtratsmitglieder gemeinsam. Lageplan siehe hier.

„Für uns in Rübenach ist das Maß nun endgültig voll. Wir sind doch nicht der Schuttabladeplatz für ganz Koblenz. Eingekreist von den Autobahnen A48 und A61 mit der entsprechenden Lärmbelastung, die L98 mit 12.000 Fahrzeugen, die mitten durch den Ort geht und natürlich auch das immer weiter wachsende Industriegebiet/GVZ an der A61 – und jetzt noch 220 Meter hohe Windkraftanlagen. Das machen wir nicht mehr mit.“ echauffieren sich die Rübenacher Kommunalpolitiker. 

Neben der Monströsität der geplanten Windkraftanlagen sorgt vor allem das Vorgehen des Windkraftbetreibers für Verärgerung. Weder die Planung, noch die Vorgehensweise sind mit der Stadtverwaltung abgestimmt. Die Fraktionssprecher von CDU (Martin Monjour), SPD (Christian Franké) und Grünen (Reinhard Alsbach) kritisieren daher auch eine Irreführung der Grundstückseigentümer, denen suggeriert werde, dass das Projekt von der Stadt gewollt sei und die Umsetzung quasi schon fest stehe: „Hier sollen vollendete Tatsachen geschaffen werden. Den Eigentümern wird vorenthalten, dass mit diesem Projekt bei Politik und Verwaltung eben nicht offene Türen eingerannt werden. Verschwiegen wird bspw., dass die Fortschreibung des Flächennutzungsplans noch aussteht. Sie werden mit sehr hohen Geldbeträgen geködert und über die wahre Dimension und Belastung für Rübenach im Unklaren gelassen.“ 

Genau so sehen es auch die Rübenacher Ratsmitglieder Monika Sauer und Andreas Biebricher von der CDU sowie Marion Lipinski-Naumann und Fritz Naumann von der SPD: „Vor 16 Jahren ist schon einmal fast der gesamte Ort gegen ähnliche Planungen aufgestanden. Damals konnten Politik und Bevölkerung den Wahnsinn vor der eigenen Haustür verhindern und wir werden auch diesmal entschlossen dagegen kämpfen. Niemand von uns hat etwas gegen Windkraft, aber 220 Meter hohe Anlagen in unmittelbarer Nähe machen uns die Lebensqualität in Rübenach kaputt!“ In Rübenach sei die Diskussion über das nahe gelegene Hochregallager und seine Auswirkungen auf Landschaftsbild und Klima noch sehr präsent. Dies sei aber mit seinen 38,5 Meter Höhe eine lächerliche Miniatur gegen die 220 Meter hohen Windkraftmonster, die selbst den 157 Meter hohen Kölner Dom noch mehr als 60 Meter überragten. 

Die Rats- und Ortsbeiratsmitglieder warnen deutlich vor erheblichen negativen Auswirkungen für Rübenach: Lärmbelastung, Eiswurf, Schattenwurf, Lichtbelastung durch die Positionslichter, Verschandelung des Landschaftsbilds, Einschränkung der Frischluftzufuhr und damit auch negative klimatische Veränderungen. All das führe zu einer gravierenden Verschlechterung der Wohnqualität und somit auch zur Wertminderung der Immobilien und Vermarktungsschwierigkeiten bei Baugrundstücken. Die für die Umsetzung der Windkraftanlagen verpachtungswilligen Grundstückseigentümer müssten in ihre Gesamtrechnung einbeziehen, dass ihre Häuser und Grundstücke schlagartig ein Mehrfaches der jährlichen Pacht an Wert verlieren können. Auch für den Naturschutz könnten erhebliche Konsequenzen drohen, bspw. für die heimische Vogelwelt, die Zugvögel und das wichtige Naturschutzgebiet „Im Otter“. Und einmal mehr würde, wie auch schon durch das Industriegebiet, die landwirtschaftliche Nutzfläche reduziert. Hinzu käme die Beeinträchtigung des Flugverkehrs (Flughafen Winningen und BWZK) und die Gefährdung des Rübenacher Modellflugplatzes.

„Hier ist also gar nichts klar und schon gar nicht gewollt. Die Windkraftbetreiber sollen sich lieber Flächen suchen, die weniger konfliktreich sind und nicht einem ganzen, ohnehin schon belasteten Stadtteil und seinen Bürgerinnen und Bürgern die Lebensqualität nehmen. Wir bitten auch die betroffenen Grundstückseigentümer über die Aussicht auf schnelles Geld hinaus, all dies mitzubedenken. Nicht zuletzt bitten wir den gesamten Stadtrat und die Stadtverwaltung um Hilfe und Solidarität, um eine wahre Katastrophe für unseren Ort abzuwenden!“ , so der einträchtige Appell der Rübenacher Kommunalpolitiker.

Andreas Biebricher i. A. Ortsbeirat Rübenach – 07.09.2020
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