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Über die wirtschaftlichen Verhältnisse
gibt das kurtrierische Lagerbuch von 1719 Auskunft: Danach gab es 2577
Morgen Ackerland, von denen etwas über ein Fünftel in kirchlichem, rund
ein Sechstel im adeligen Besitz war. Hierzu gehörte auch der Trierer
Kurfürst mit 170 Morgen (alles zusammen rund 37 % ( Nur 12 % des
Wiesenlandes besaßen die Kirche und die Adeligen.
Wenn auch früher in
Rübenach Weinbau betrieben wurde, so ist dem nie größere Bedeutung
zugekommen. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts hatte Rübenach 52819 Stöcke
auf 13 Morgen (zum Vergleich Güls 729135 Stöcke – 182 Morgen; Kettig
584045 Stöcke – 146 Morgen; Metternich 365445 Stöcke – 91 Morgen). 1783
heißt es bei der Amtsbeschreibung unter Rübenach: „Weinberge sind wenig
vorhanden, so um den Ort und fast im Ort gelegen sind; kein anderer dann
rother Wein wachset alldorten, welcher trinkbar wird. Es erfrieren aber
mehrenteils die Weinstöcke. Sie gehören fast alle der Abtei zu Maximin
und dem Freiherr von Eltz“. 1786 waren noch 7000 Stöcke unmittelbar
hinter dem Hofhaus der Abtei gelegen. Die Lage der Weingärten direkt am
Ort war schon im 14. Jahrhundert gegeben. In einer Urkunde aus 1365 ist
die Rede von einem Viertel Weingarten an dem Kirchhof. Von den 21
Flurnamen, die Schmidt für den Zeitraum von 1365 – 1372 aufführen
konnte, sind nur 3 mit Weingärten in einen Zusammenhang zu bringen: „Overhelden“
– 1367 – , „Eycholtzgasse“ – 1366 – und „Grosergasse“ – 1367 –. Die
beiden Gassen haben wahrscheinlich im Orte selber gelegen. Zu ähnlicher
Schlussfolgerung kommt Jungandreas, der die Urkunden bis 1500
ausgewertet hat. Auch bei der Interpretation der Flurnamen kann man kaum
Beziehenungen zum Weinbau feststellen. Zum beträchtlichen Vermögen der
Pfarrstelle gehörten 1656 u. a. 3 Morgen mit ca. 12000 Stöcken, 1719
waren es nur noch 7000, 1784 ebenso viele (bei den letzten beiden
Angaben handelt es sich um die Weinstöcke unmittelbar hinter dem
Hofgut).
Ein Fülle von
Koblenzer und auswärtigen geistlichen Institutionen hatten Besitz in
Rübenach. Bei der folgenden Aufzählung wird nur bei bedeutenderem
Eigentum näher darauf eingegangen:
1. Koblenzer
Dominikanerkonvent; vor 1800
2. Stift Florin. Es
besaß bereits seit 1069 Äcker, Wingerte und Weiden in Buobenheim und
Ruuenha. Katharina von der Arken, Frau des Konrad Kolb von Boppard, war
in den Besitz ihrer Familie zu Rübenach – der Marsilienhof – gelangt,
der seinen Namen wohl nach ihrem Großvater Marsilius von der Arken trug.
Sie, ihr Mann und ihre beiden Stiefsöhne verpfändeten 1564 den Hof für
200 fl. An Goßwin Muyl, Probst von St. Simeon in Trier und Kanonikus an
St. Florin (1420 – 68) zu Koblenz: 1471 verzichtete sie endgültig auf
das Anwesen. Muyl vermachte den Hof der gemeinen Präsenz von St. Florin
und diese Verkaufte ihn an Dr. Ludwig Saurborn, Dechant von Florin (1454
– 1495), der 1472 noch einen zweiten Hof in Rübenach erwarb, den
Nonnenberger Kornhof, und zwar für 230 fl., die dem Koblenzer
Schöffenmeister Eberhard von Mentzenheim und Peter zum Horn als „Handhabern
der Almosen“ zahlte. Der Hof gehörte vordem dem Montabaurer Schöffen
Johann Nonnenberger, der in seinem Testament – 1409 – sein Koblenzer
Anwesen zur Armenspende bestimmt hatte. Bald darauf wurde sein gesamter
Besitz (von seinem gleichnamigen Sohn?) zu einer Armenstiftung
umgewandelt. Diese stand unter Aufsicht des Stadtrates und wurde von
einem Pfleger verwaltet. Nonnenberger wiederum hatte den Rübenacher Hof
von der Familie von der Arken erworben. Saurborn kaufte 1473 von
Kämmerling Jörg von See eine Wiese für 90 fl.; 1466 und 1471 hatte er in
Rübenach Grundstücke verpachtet, 1478 einen Wingert, 1488 sieben Äcker
und 1490 und 1491 weitere Äcker an fünf Rübenacher Einwohner. Durch
familiäre Verhältnisse genötigt, musste Saurborn seine beiden Höfe an
den erzbischöflichen Meisterkoch Martin von Udenheim, Bürger von
Koblenz, für 400 fl. veräußern. Schließlich bezogen noch einige
Vikarien von Florin Einkünfte in Rübenach: Decem Milium Martyrium
(10000 Märtyrer), SS Fabiani et Sebastiani (Hl.
Fabian und Sebastian), S.
Spiritus (Hl. Geist) und Trium
Regum (Drei könige). 1802 besaß das Stift lediglich noch einen Garten in
Rübenach.
3. Koblenzer
Jesuiten. Diese waren 1583 in dem Besitz des Meisters Johann Koch
gelangt, den dessen Vorfahre Martin von Udenheim von dem Dechanten Dr.
Ludwig Saurborn erworben hatte. Außerdem viel den Jesuiten in Rübenach
der Besitz des Zisterzienserinnenklosters zu Koblenz in der Lehre zu, an
dessen Stelle sie 1580 getreten waren. So hatten die Nonnen z. B. 1366
Besitz am „Honrepad“ gehabt. Das gesamte Gut des Klosterhofes in
Rübenach und Wolken erpachtete von den Nonnen 1482 das Rübenacher
Ehepaar Johann Kirstgen und 1489 pachtet der Rübenacher Schultheiß Clas
Denckel den Klosterhof. Die Jesuiten vereinigten ihren über 170 Morgen
großen Besitz und errichteten einen neuen Hof, den Jesuitenhof.
4. Koblenzer
Karmeliter; vor 1800
5. Bopparder
Karmeliter; vor 1800
6. Koblenzer
Karthäuser. Sie hatten 1360 u. a. den bedeutenden Hof des Koblenzer
Schöffen Heynemann von Ire, 1370 das Gut Ingebrands von Dernau und 1464
den sogenannten Bodendorfer Hof erworben.
7. Koblenzer Stift St. Castor. Es hatte
1507 durch einen Schied einen Hof erworben, der vordem der Familie
Saurborn gehört hatte.
8.
Zisterzienserinnenabtei Machern bei Zeltingen. Die Abtei besaß 1336
einen Hof und 1372 eine Mühle; der Besitz wurde wohl bald wieder
veräußert.
9.
Zisterzienserabtei Marienstatt bei Hachenburg/ Ww. Die Abtei hatte seit
1278 einen Hof mit Mühle, welchen ihr Ritter Gobelin von Rübenach
geschenkt hatte. 1372 kaufte sie von dem Koblenzer Juden Josef Lyvermann
für 299 Mark eine weitere Mühle, die „in der Bach zu Rübenach“ gelegen
war. Später wurde der Besitz von Metternich aus verwaltet.
10.
Benediktinerabtei Rommersdorf bei Neuwied. Jutta, Tochter des Ritters
Heinrich von Nistre, Burgmann auf Isenburg, schenkte 1297 dem Abte
Eynolph u. a. Äcker, Geld-, Hühner- und Gänsezinsen, die ihr vom Vogt in
Rübenach zustanden, doch diese Rechte werden später nicht mehr erwähnt.
11. Die Herren von
Breidbach zu Moselweiß besaßen zwei Höfe in Rübenach, die durch Hugo
Reinhards von Breidbach dem Siegburger Benediktinerkloster vererbt
worden waren. 1668 gelangten sie an den Trierer Kurfürsten Carl Casper
von der Leyen. Am Ende des 18. Jahrhunderts besaßen die beiden Höfe die
Grafen von Metternich.
12.
Zisterzienserinnen von (Koblenz) Wallersheim; vor 1800
13. Es dürfte selbstverständlich sein,
dass der Besitz der Trierer Benediktinerabtei St. Maximin besonders
stattlich war: Die Abtei besaß einen Hof mit „ziemlichem“ Grundbesitz,
einer Mühle, die verpachtet wurde und einem Waldareal, der „hohe Wald“
geheißen, der von der Gemeinde gepachtet war. Einiges Land, das die
Herren von Isenburg-Grenzau von der Abtei zu Lehen hatten, war nach dem
Aussteben des Geschlechts – 1664 – durch den Erzbischof Carl Caspar von
der Leyen an dessen Familie gekommen. Zu dessen Gunsten (!) verzichtete
die Abtei 1675 auf ihre Lehnsherrlichkeit. Noch um 1800 hatte St.
Maximin 16 Hektar Land, 5 Hektar Wiesen und eine Mühle.
14. Der Pfarrei
Rübenach gehörten um 1800 23 Hektar Land.
Eine außerordentliche Bedeutung im
Wirtschaftsleben des Dorfes genossen die vielen Mühen, von denen die
bedeutendste die Maximiner Mühle war, die gleichzeitig die Bannmühle
gewesen sein wird. Die alte Mühle ist bekannt unter dem Namen
„Hahnsmühle“ (Heute führt sie den Namen Kuffnermühle). Nach einer
Zeichnung von LEPTIEN, H. (nach HAHN, J. J.) handelt es sich bei dem
Hauptbau um ein sich dem Quadrat näherndes rechteckiges Gebäude von vier
zu vier Achsen, mit zwei massiven Geschossen, Fachwerkgiebel und hohem,
mit drei Reihen von Gauben besetztem Krüppelwalmdach (im Kern noch
spätmittelalterlich?). Doch schon recht früh sind andere Mühlen erwähnt:
Die beiden von der Abtei Marienstatt (1278 und 1372) wurden bereits
vorgestellt. Im selben Jahr erwirbt auch die Zisterzienserinnenabtei
Machern eine Mühle und wiederum im selben Jahr wird eine Mühle gennant,
die im „Reuenacherweg“ gelegen war, in der Rübenacher Gemarkung und die
den Namen „Schultheißenmule“ trug.
Doppelmühle,
Wilhelmsmühle und Zerwasmühle waren in ihrer letzten Ausprägung
zweigeschossige Bauten mit massivem Untergeschoss, Fachwerkobergeschoss
und Krüppelwalmdach; die letztgenannte war über der Tür 1758 und 1766
datiert. Die Namen sind wahrscheinlich im späten 18. Jahrhundert
aufgekommen. 1789 gab es 10 Mühlen in der Dorfgemarkung (am Bubenheimer
Bach, er ist in seinem oberen Lauf namenlos: deshalb auch die einfache
Bezeichnung „an der Bach“). Die Tranchot-Karte (vor 1813) nennt von
Westen (Bachoberlauf) nach Osten: Richardsmühle, Müllerpetersmühle,
Willemsmühle, Doppelmühle, Maximiner Mühle, Eltzer Mühle und
Malleyamesmühle. Auf der Topographischen Karte der Rheinlande und
Westfalen (1841 – 1858) sind 8 Mühlen eingetragen.
Neben dem oben
aufgezeigten Besitz der geistlichen Institutionen erfordert natürlich
auch des Besitztum des Adels und anderer Familien Beachtung. Teilweise
wurde er ja bereits erwähnt.
1408 bestätigte
König Rupprecht von der Pfalz einen Vergleich zwischen den Erben
Heinrichs von Pfaffendorf, gen. Von Rin, nämlich Emmerich von Lahnstein,
Siegfried Waldpott von Bassenheim, Diethard von Westerburg und Hermann
von Helfenstein einerseitz und den Brüdern Ludwig und Friedrich Zant
von Merl anderseitz, „wonach die ersteren von den Zant die
kurpfälzischen Lehen zu Ober- und Niederengers und zu Rübenach nebst 6
Maltern Korngülte gekommen sollten. Auch Pfalzgraf Otto belehnte den
Siegfried Waldpott von Bassenheim auf Grund eines Lehensbriefes des
Pfalzgrafen Rupprecht mit einer Kornernte von 6 Maltern zu Ober- und
Niederengers und zu Rübenach.
Aufschlussreich ist
die Urkunde aus 1445: Danach verkauften Johann Herr zu Helfenstein und
seine Ehefrau Else ihren „erbeigenen Hoff und Hoffraite mit Garten im
Dorf Rübenach zwischen Johann von Elczes Backhaus und (dem Besitz)
Everhard (s) von der Arcken“. Aus dem 15. Jahrhundert sind noch weitere
Hofnennungen überliefert: 1445 der Hof der Schilling von Lahnstein.
ES erscheint selbstverständlich, dass
gerade die Herren von Eltz ihren Besitz in Rübenach stets zu vergrößern
und abzurunden trachteten. Auch spielten ihre Rübenacher Lehen und
Besitzungen eine nicht unwesentliche Rolle im Rahmen der
Familienpolitik. „Unter dem Dinchuyß“ zu Koblenz bezeugte Siegfried IV.,
Sohn des Herrn Walpod, am 12.6.1316 die Übertragung all ihres Gutes zu
Rübenach seitens der Mechthild, Tochter des Herren Richard Vogts zu
Rübenach an ihren Schwager Werner Brender zu Eltz“. So bewittumte z. B.
„Peter Herr zu Eltz gen. Von Oir (Ur) seine Gattin Nese von Eych ... auf
des halben Lehen zu Rübenach als Luxemburger Lehen“. 1442 erklärten
Johann Herr zu Eltz und seine Frau, u. a. ein Viertel am Zehnten, der
Mühle und dem Kirchensatz zu Rübenach als „Hilliggut“ (= Heiratsgut) für
ihre ältere Tochter Katharine. 1577 löste Friedrich von Eltz-Pirmont
eine Rente von 15 fl., die auf dem Hof zu Rübenach lag und die den
Brüdern Michael und Georg von Cöln verpfändet war, wieder ein.
Die Erwerbspolitik
des Hauses Eltz ist besonders gut durch zwei Urkunden des 15.
Jahrhunderts fassbar: 1434 kaufte Johann Herr zu Eltz von Elisabeth von
dem Geisbusch, Witwe des Gothard vom Bongart, deren Güter zu Rübenach
für 500 fl. Und 1464 verkauften Prior und Konvent der Koblenzer
Karthause dem Johann Herrn zu Eltz und seiner Ehefrau Agnes ihr Haus ,
Scheuer, Hofraite und Weinberge etc., gelegen beim Eltzer Hof zu
Rübenach, für eine Kornrente von 3 Maltern, die sie dem Ehepaar
schuldeten. Der Hof war vordem den Karthäusern „wegen versessener Zinsen
von Heinzchen Hellink zugefallen“. Über den Umfang der Eltzer
Besitzungen gibt eine Urkunde aus 1509 – wenn auch nicht in Zahlen,
sondern nur als Aufzählung – Auskunft: Hiernach erhielten die Kinder der
Dorothea, der Frau des Johann III. von Eltz, von ihrem Großvater „Burg
und Haus zu Rübenach mit allen Höfen, Hofraithen, Ställen, Kelterhaus,
Scheuern mit allem Begriff, auch Gärten, Weinberge, Ackerland, Wiesen,
Wälder, Schäferei, Wasser, Weide, Zehnten mit aller Herrlichkeit und
Oberheit, Zinsen, Renten, Gülten, Gänsen und Hühnern ... Der Kirchensatz
zu Rübenach soll jedoch gemeinschaftlich bleiben“. Zusätzliche Angaben
zu Burg und Hof gibt eine Urkunde vom 17. April 1466: danach „belehnte
Wilhelm von Saintsoignes Ritter Herr zu Thomaille, Rath und Kämmerer des
Herzogs von Burgunt und Brabant, dem Johann Herr zu Eltz im Namen seines
Herren wegen des Herzogtums Luxemburg mit dem Thurme zu Rübenach, dem
alten Hause dabei, dem Hofe abwärts hin in die Hundsgasse und der Vogtei
nebs Bedekorn“. Mit dem Thurm ist das heute noch stehende Burghaus
gemeint, woran sich nach Osten das ältere Gebäude angeschlossen haben
muss (jetzt nicht mehr vorhanden). Da schon 1466 der Wirtschaftshof zur
Hundsgasse (von-Eltz-Straße) hin gelegen hat, darf vermutet werden, dass
die jetzigen Gebäude nicht nur funktions-, sondern auch Lage mäßig
(ungefähr) die Stelle eingenommen hatten, die sie noch immer inne haben.
Das nahe Koblenz
scheint durch seine besseren Verdienst- und Absatzmöglichkeiten manchen
Rübenacher verlockt zu haben, nach dorthin zu ziehen. 1381 ist für
Koblenz ein Weber Johann von Revenach bezeugt. Vielleicht war auch das
ein Grund für das Wüstwerden der in der Dorfgemarkung gelegenen
ehemaligen Siedlungsplätze.
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