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Wenige Jahre nach dem Brand, wohl als
Folge der dadurch entstandenen Baueuphorie, wurde 1844 zum ersten Male
vom Bau einer neuen Kirche gesprochen, da die alte nur 600 Personen
fassen konnte. Am 19. Mai 1846 wurde J. C. Lassaulx beauftragt, einem
Plan und Kostenvoranschlag zu entwerfen, der nicht mehr als 30 000 Taler
kosten dürfe. 1848 wurde das Kirchenbauvorhaben, man konnte sich nicht
einig werden, wieder zurückgestellt. 1853 begann man einen neuen Anlauf.
200 Morgen Gemeindewald sollten abgeholzt werden, um die nötige Bausumme
zu erhalten. Gleichzeitig gewann man dadurch neues Ackerland. Von 1857
bis 1862 wurde sich über die Frage gestritten, wo und wie die neu zu
errichtende Kirche zu stehen käme.
Als Architekt war
der Kölner Vincenz Statz gewonnen worden, ein Neugotiker, hervorgegangen
aus der Kölner Dombauhütte, wo er zuerst Domwerkmeister gewesen war. In
Köln hatte er sich dann später als Architekt selbständig gemacht. Die
Grundsteinlegung erfolgte am 19. Juli 1862, im Beisein des Trierer
Erzbischofs Dr. Wilhelm Arnoldi, die Übergabe der Schlüssel geschah am
8. August 1865 und die Konsekration wurde am 24. September 1868 durch
Erzbischof Dr. M. Eberhard, im Beisein des Weihbischofs Dr. Kraft und
des Oberpräsidenten Freiherr von Pommer-Esche durchgeführt.
Das Haus
„Aachener Straße“ 112
(Ecke Alemannenstraße), ein Wohnhaus um 1865, mit romanisierenden
rundbogigen Fenstern, mit Stuckwappen in der Giebelzone (F(ritz) B(urg))
und dem Spruch „Tu,was.soll – Komm.was.woll“, ein, was das
Architektonische betrifft, bescheidener aber sehr gut durchkonstruierter
neuromanischer Bau, wird in der Dorftradition mit dem Baumeister der
neuen Kirche verbunden, der mit Vincenz Statz gleichgesetzt wird. Das
stimmt jedoch nicht. Nicht das geringste – auch mit im Detail – erinnert
an den Architekten Staz, der nach eigenen Angaben über 500 Entwürfe und
Bauausführungen erarbeitet hat, wobei kein einziges neuromanisches
Vorhaben von ihm geplant worden ist. Vielmehr war der Architekt dieses
Rübenacher Hauses Hermann Nebel, der für den Kölner den Bau der hiesigen
Kirche geleitet hatte; daher dürfte auch die Verwechselung mit Statz
rühren. Nebel, der meist spätklassizistisch baute, verwandte gerne
neuromanische Formen.
Die alte romanische
Basilika, absolut kein „durch hässliche Anhängsel entstelltes Bauwerk“,
das man als „Kirchlein“ abtun konnte, stand im rechten Winkel zur neuen
Kirche, nur wenige Fuß davon entfernt. Ein jahrelanges unterwürdiges
Tauziehen um den Erhalt der alten Kirche begann 1857. Das erste sich
darauf beziehende Dokument ist ein Brief von Statz an den Rübenacher
Pfarrer Caspar vom 23. Juli 1857: „Euer Hochwohlgeboren sende ich
hiermit ergebenst die Pläne der Kirche zu Rübenach. Aus der
Situationszeichnung werden Sie ersehen, dass die alte Kirche mit der
neuen Kirche in die schönste Verbindung gebracht werden kann. Wir
erhalten durch diese Lage ein monumentales Gebäude und schließen das
neue demselben an. Sehr oft habe ich diese Anordnung gemacht und mit
gutem Erfolg. Von Seiten der hohen Staatsbehörde und besonderem Wunsche
Seiner Majestäten geschieht dies gar oft. Auch liegt etwas Schönes darin
dass die Gemeinde ihr Kirchlein behält, worin ihre Voreltern gebeten
haben ...“ Das bischöfliche Generalvikariat teilt in einem Schreiben vom
14. August 1857 mit: „Namentlich zollen wir auch dem Verhalten, die alte
Kirche zu erhalten und zu benutzen, unseren vollen Beifall“. Dagegen
beschloss der Rübenaacher Schöffenrat am 24. November 1857, die alte
Kirche abzureißen, sobald der Neubau errichtet wäre. Statz wandte sich
in der selben Angelegenheit Ende des Jahres (19. Dezember 1857) noch
einmal an Pfarrer Casper; der Brief schließt: „...Die beste Fortsetzung
des Baues wünscht von Herzen – aber bauen Sie doch nicht auf eine andere
Stelle. Es ist so schön zwei Kirchen neben einander ...“ (zu haben).
Dorfansicht, wie sie sich für nur wenige
Jahre dem Betrachter darbot. Ein Zeichnung von J. Dötsch, 1863. Der
große Westturm der neuen Kirche war zu dieser Zeit noch nicht fertig.
Am 23. Januar
1858verfasste der Koblenzer Baurat Junker ein Memorandum, in dem er sich
für das Abreißen der Kirche einsetzte. Dagegen wiederum hatte der
Conservator der Baudenkmäler, der Geheime Oberbaurat v. Quast, gegen das
Abbrechen der romanischen Kirche beim Minister der geistlichen
Angelegenheiten in Berlin interveniert. In dem Schreiben (13. Mai 1858)
heißt es u. a.: „Die letztere (=alte Kirche) soll nur den einen Fehler
haben, dass sie zu klein ist, sonst aber in der Struktur nach erhalten
und ein altes Bauwerk im romanischen Style sein, dass namentlich durch
einen schönen Ostgiebel sich auszeichnet. Es wäre daher höchst
bedauerlich, wenn dieses Bauwerk ohne Noth abgebrochen würde ..., so
bitte gehorsamst, dass Eure Exzellenz gnädigst befehlen wollen, dass der
Abbruch der alten nicht geschehe“. Diese Bitte hatte ihre Wirkung nicht
verfehlt, denn am 27. Mai 1858 wurde vom Oberpräsidium, Abteilung des
Inneren, ein Schreiben an den Landrat gerichtet, in dem bezugnehmend auf
v. Quast verfügt wurde: „Die alte Kirche muss daher bis zur höhere(n)
Entscheidung erhalten werden, worauf Sie das weitere verfügen wollen“.
Obwohl sich auch
Dechant Krementz, der spätere Kölner Kardinal, für das Abreißen erklärt
hatte, musste man sich in Rübenach fügen; nur so ist daher folgender ,
im Auszug wiedergegebener Brief Statzens an Bürgermeister Hubaleck
verständlich (5. Februar 1861): „Euer Wohlgeboren geehrtes Schreiben
habe ich erhalten und habe aus demselben mit großem Vergnügen gesehen,
dass die neue Kirche mit der alten verbunden werden soll. In der Weise,
wie Sie die Angaben machen, halte ich es für sehr schön und zweckmäßig
und zu dem sehr malerisch. Ich bin wirklich ganz glücklich, dass 2
Kirchengebäude so schön zu liegen kommen und bin überzeugt, dass jeder
Kunstkenner und Laie zufrieden sein werde ... Beiliegend sende ich ...
eine Strichzeichnung in welcher Weise die Kirche als Anbau stehen kann.
Der Chor muss frei bleiben. Dieses verlangen die liturgischen Gesetzes“.
Die
neue Kirche wurde gebaut, doch leider kam es nicht zu einer
unmittelbaren Verbindung mit dem alten Sakralbau – der Grund ist nicht
mehr festzustellen – so dass die romanische Mauritiuskirche am 2.
November 1866 – trotz behördlichen Verbotes – eingerissen wurde. Zur
Strafe und um die Täter zu ermitteln wurde die 4. Kompanie des
Garde-Grenadier-Regimentes „Königin Augusta“ für dreizehneinhalb Wochen
nach Rübenach in Privatquartiere verlegt, doch war diese Aktion leider
kein Erfolg beschieden.
Siehe auch Artikel Siehe auch Artikel
Die katholische Pfarrkirche
von Udo Liessem oder
Der Kirchenbau 1862–1866
und seine Vorgeschichte von Hans Gappenach
Fotos von der Kirche
hier
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