Bi zwei Bachwätz ä Lämmche klauen wollten!

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von Hilde Linden

Rübenach ca. Anno 1930. Ich muss gleich erwähnen, dass der Name „Bachwätz“ für Kinder galten, die in der früheren Bachstraße wohnten. Heute ist sie die Grabenstraße. Damals lief der Bach (Brückerbach) noch offen seitlich durch die Straße, doch leider wurde dieses herrliche Bächlein, für und Kinder immer ein Treffpunkt aller Klassen, zubetoniert. Damals ein trauriger Anblick!

So, jetzt möchte ich aber zu meinen Schäfchen kommen. Kam so langsam der Herbst ins Land, und unsere Bauern hatten ihre Ernte  schon in ihrer Scheune im Keller, wurde eine Bauernversammlung abgehalten und dabei wurde ausgemacht, wer die Schafherde auf seinem Feld haben wollte. Zur damaligen Zeit waren nämlich noch 120 Bauern in unserem Dorf Rübenach. Nachts wurden die Schafe eingezäunt, und man nannte diese Umzäunung „Stiwwel“. Wer sich nun dafür meldete, hatte dann 10 Tage lang nachts den „Stiwwel“ auf seinem Feld. Das war dann ein guter Naturdünger für den Boden. Dafür musste der Bauer dem Schäfer das Essen stellen, und auch die Hunde, die die Herde bewachten, bekamen ihr Fressen.

So, jetzt kam der Schäfer mit einer großen Schafsherde angezogen. Das schönste war dabei, wenn hinterher die kleinen Lämmchen liefen und nach der Mutter blöckten. Ja und eines Tages kam uns der Gedanke („uns“, das war Ohligs Egon und meine Wenigkeit, et Muasche Hilde) ein kleines Schäfchen zu klauen (stehlen). Gesagt, getan. Wir liefen hinter der Herde her, passten auf, dass die Hunde ziemlich vorne liefen, und schwupps, packten wir ein kleines Schäfchen, liefen mit dem so schnell es ging in die Bachstraße, und dann eilig über kleine die Brücke zu uns hoch. In dem Moment kam mein Vater Lorenz an, schaute ganz erstaunt uns zu und rief: „Batt macht ihr dann lo, batt wollt ihr dann lo met dem Schöfje?“ Ich rief: „Papa datt behalle mir, datt döhn mir en oße Beggese Stall (Ziegen Stall). Datt hann mir grad von der Schofs-Herd jeklaut.“ Mein Vater sagte  nur: „Guckte mol hinna euch, ber do anjelaf künnt“. Wir schauten zurück, und wer kam angelaufen? Zwei Hunde in vollem Galopp kamen den Weg herauf gelaufen. O je, schnell wurde das Lämmchen losgelassen, und im Nu waren wir im Haus verschwunden. Die treuen Hunde trieben das Lämmchen wieder zur Herde zurück, und somit war unser Traum, ein Schäfchen im Stall zu haben, geplatzt. Und wie das Sprichwort heißt: Unrecht gedeiht nicht.

von Hilde Linden

hilde_lindenHilde Linden war eine große Rübenacher Persönlichkeit und ein Urgestein der hiesigen Faasenacht. Über viele Jahrzehnte hat sie den „Rüwwenacher“ Karneval im Sinne des rheinischen Brauchtums mitgeprägt. 2011 ist sie im Alter von 88 Jahren verstorben.

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