Rübenach und sein Kirchenpatron: Hl. Mauritius

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von Domkapitular Prälat Dr. A. Heintz

Als der römische Kaiser Diokletian durch seine Edikte vom Jahre 303 die schlimmste Christenverfolgung im römischen Reiche anordnete, hatte er vorher schon von seinen christlichen Hofbeamten und Soldaten verlangt, den heidnischen Göttern zu opfern. In dieser Zeit fällt der Märtyrertod des Anführers einer thebäischen Legionsabteilung namens Mauritius und vieler seiner Soldaten. Diese Abteilung war aus der Thebäis, d. h. dem Gebiet Oberägyptens von Memphis  bis zur Nilinsel Elefantine, wo der christliche Glaube stark Fuß gefasst und schon früher eine schwere Christenverfolgung stattgefunden hatte, in des Tal der Rhone verlegt worden.

Dort hat der Nebenkaiser Maximianus Herkuleus in Agaunum (heute: St. Maurice an der unteren Rhone) im Schweizer Kanton Wallis, die Legion zweimal dezimieren und schließlich alle christlichen Soldaten dieser Legion   hinrichten lassen; zuletzt auch den Heeresführer Mauritius und seine Offiziere Candidus und Exsuperius, weil sie ihre Mitwirkung an der Christenverfolgung verweigert und die Götzenopfer versagten.

Vorher machte sich Mauritius zum Wortführer seiner Legion und erklärte mannhaft dem Kaiser: „Wohl sind wir deine Soldaten; nichtsdestoweniger – wir bekennen es offen – stehen wir im Dienste Gottes. Dir gehört unsere Tapferkeit im Krieg. Ihm unser schuldloses Leben. Du gibst uns Sold für unsere Strapazen; Er schenkt uns den Anbeginn allen Lebens. Nicht einmal auf kaiserlichen Befehl dürfen wir unseren Gott und Schöpfer verleugnen, unseren Gott, der auch dir Gott und Schöpfer ist, magst du es wollen oder nicht. So du uns nicht zwingst, ihn durch solch grausame Bluttat zu beleidigen, werden wir dir weiterhin Gehorsam leisten, wie wir es bis anhin getan. Andernfalls ziehen wir es vor,  ihm mehr zu gehorchen als dir. Gegen jeden Feind bieten wir dir unsere Hand; sie mit dem Blute Unschuldiger zu beflecken, widerspricht unserer Überzeugung“.

Der Kaiser hatte für diese Erklärung kein Verständnis und ließ den Hinrichtungsbefehl ausführen. Das furchtbare Blutbad geschah am 22. September des Jahres 286. – Etwa hundert Jahre später ließ der Bischof von Theodorus von Octodurum (381-393) an dem Ort des Märtyriums eine Basilika errichten. Um die Mitte des 5. Jahrhunderts hat der Bischof Eucherius von Lyon einen Bericht über diese Blutzeugen verfasst, die sogenannte Passio, aus der zu ersehen ist, dass damals schon die Verehrung der Glaubenshelden am Grab des hl. Mauritius in hoher Blüte stand. Von dem Märtyrergrab aus verbreitete sich diese Verehrung der Glaubenshelden wie auch der Bericht des Bischofs von Lyon in alle Bereiche des Abendlandes. Schon früh bildete sich an dieser Grabstätte eine klösterliche Gemeinschaft, die das Grab betreute und die Verehrung der Märtyrer förderte. Der Burgunderfürst Sigismund, der vom arianischen Irrglauben den Weg zum römisch-katholischen Glauben gefunden hatte, errichtet zu Anfang des 6, Jahrhunderts 515 in Agaunum einen Klosterbau und eine neue Basilika. Später haben die merowingischen und karolingischen Herrscher dem Kulturzentrum St, Maurice ihr großes Interesse bekundet und ihr kostbare Geschenke gemacht, die noch heute in der Schatzkammer der Kirche bewundert werden.

Durch die weltliche Herrschaft der Burgunder und des Frankenreiches gelangte die Kenntnis von die Kenntnis von  dem Heldentod des hl. Mauritius und seiner Gefährten auch bis in unser Land. Aber schon vorher dürfte im 6. Jahrhundert dieser Heiligenkult in unserem Bistum Trier Eingang gefunden haben. Der Trierer Bischof Nicetius (525/66), der um den Wiederaufbau des Trierer Domes, der infolge der Frankenkriege in Schutt und Asche lag, sehr bemüht war, ließ vom Bischof Rufus von dem oben erwähnten Oktodurum italienische Bauleute kommen. Dabei konnte es nicht ausbleiben, dass diese auch den Märtyrerkult aus Agaunum mitbrachte.

Vor dem Jahre 634 ließ der Archidiakon Grimo von Verdun in Tholey eine Abteikirche erbauen, die dem hl. Mauritius geweiht ist. In der vom karolingischen Herrscherhaus bevorzugten Abtei Prüm befand sich 762 ein dem hl. Mauritius geweihter Nebenaltar. Wie sehr Karl der Große den hl. Mauritius verbunden war, mag auch durchaus erschlossen werden, dass die nach ihm benannte Karlskapelle im Aachener Dom zunächst eine Mauritiuskappelle war.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Pfarrkirche von Rübenach dem hl. Mauritius geweiht ist und zwar vermutlich infolge des Einflusses Karls des Großen. Als dieser König der Franken die neugegründete Abtei Hersfeld im Bezirk Kassel mit Gütern ausstatten wollte, erwarb er im Jahre 775 in einem Tauschvertrag von Erzbischof Lullus von Mainz, dem Mitarbeiter und Nachfolger des hl. Bonifatius, je eine Kapelle und einige Ländereien in Andernach, Rübenach, Güls und Meinesfeld. Diese nicht mehr vorhandene Urkunde war ausgestellt in der Königspfalz der Karolinger zu Quierzy an der Oise, wo mehrere Reichssynoden stattgefunden haben und schon 754 König Pippin, der Vater Karls des Großen, ein Schutz und Trutzbündnis mit dem Papste Stephan II. abgeschlossen hatte. Im Jahre 782 hat Karl der Große der Abtei Hersfeld in mehreren Urkunden Besitztümer in verschiedenen Gauen geschenkt. In einem Güterverzeichnis der Reichsabtei Hersfeld vom 9. Jahrhundert, das Mitte des 12. Jahrhunderts in ein noch erhaltenes sogenanntes Kopialbuch übertragen wurde, sind die Besitztümer in Andernach, Rübenach, Güls und Meinesfeld eingetragen.

Wenn in diesem Jahre (1975) die 1200-Jahrfeier von Rübenach festlich begangen wird, mögen Pfarrfamilie und Zivilgemeinde sich angesprochen fühlen, dem Glaubenshelden St. Mauritius  in seinem vorbildlichen Treuebekenntnis zu Gott, aber auch zur weltlichen Herrschaft zu folgen. Sie werden auch das Bekenntnis des Kardinals Josef Mindszenty von Ungarn vom 18. November 1948 beherzigen: „Ich stehe zu Gott, Kirche und Vaterland. Im Vergleich zum Leiden meines Volkes ist mein eigenes Schicksal belanglos.“

Siehe auch das St. Mauritius Lied
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