Koblenz ist als Industriestandort heiß begehrt.

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Es gibt deutlich mehr Anfragen von Firmen, die sich hier niederlassen möchten, als Flächen.

Leserbriefe von Peter Steinkamp und Rüdiger Neitzel

„Zubetonierte Landschaft“

Natur in der Dimension von 60 Fußballfeldern soll in den nächsten Jahren zugebaut werden. Toll, welch eine freudige Meldung für die Koblenzer Bürger, die unter dem zunehmenden Verkehr zu leiden haben werden. Schon jetzt verstopfen rund 12 000 Fahrzeuge täglich die Aachener Straße in Rübenach, das interessiert jedoch die Stadtverwaltung und die Lokalpolitiker nicht. Hauptsache, man kann spatenschwingend eine neue Industrieansiedlung (ohne rauchende Schlote, noch mal toll) feiern.

Da im Mai wieder Kommunalwahlen anstehen, ist absehbar, dass in den nächsten Wochen die bekannten Kandidaten ein paar Krokodilstränen verdrücken und anschließend alles weiterläuft wie bisher. Am Rande: Die genannten Logistikunternehmen investieren natürlich massiv in die Digitalisierung, bei Hamburg gibt es schon jetzt ein weitgehend automatisiertes Versandlager von Amazon mit nur noch wenigen Mitarbeitern.

Das wird also die Zukunft von Metternich und Rübenach sein: Umstellt von Unternehmen, zubetonierte Landschaft, Lieferverkehr, der sich durch die Straßen quält, und auf die Anwohner (lästig, machen doch nur Ärger mit ihren Vorschlägen und Einsprüchen, deshalb muss man auch die Pläne geheim halten) wird wie immer keine Rücksicht genommen.

„Dem ist nicht zu helfen“

Die Industrie ist heiß auf Koblenz – aber den Bürgern ist heiß in Koblenz: So könnte man die Situation in Koblenz zusammenfassen. Koblenz hat schon lange die höchste Arbeitsplatzdichte in Rheinland-Pfalz. Auf 1000 Einwohner kommen 1400 Arbeitsplätze, ein Spitzenwert in der Bundesrepublik, wie das statistische Jahrbuch der Stadt stolz verkündet. Das Ergebnis sind 60 000 Pendler, die täglich nach Koblenz rein- und wieder rausfahren. Kann es ein Ziel sein, diese Zahlen zu steigern?

All dies nimmt in Kauf, dass die Kaltluftentstehungszonen westlich von Rübenach mit Zigtausend Quadratmetern Beton verkleistert wurden. Statt kalter Luft, die von Westen in die Stadt strömte, haben wir nun Warmluftkanäle, die den Klimawandel beschleunigen. Ich empfehle allen Bürgern von Koblenz, einmal, aus Richtung Polch kommend, oberhalb der Amazon-Ansiedlung zu halten und einen Blick in Richtung Koblenz zu riskieren. Wer dann nicht erschrocken ist, dem ist nicht zu helfen.

Von begrünten Dächern und Wänden war mal die Rede, aber davon ist nichts zu sehen. Da protestieren Hunderte engagierter Jugendlicher gegen den Klimawandel, aber die Wirtschaftsförderer der Stadt planen weiter, als sei das alles nichts. Alle Menschen mit Verantwortungsbewusstsein sollten sich dagegen aussprechen. Gelegenheit dazu bestehtbei der Bürgerinfo am 20. Februar um 18 Uhr in der Aula der Grundschule Rübenach.

Rhein Zeitung – 20.02.2019

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