„Waren das alle Argumente gegen die Windräder?

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Das Unternehmen Prokon plant, oberhalb des Koblenzer Stadtteils Rübenach Windkraftanlagen zu errichten. Im Ort gibt es einige Befürworter, aber auch viele Gegner des Vorhabens.

Leserbrief von Manfred Schütz, Koblenz

Beim Lesen des Artikels kommt man unweigerlich zu der Diagnose: „Nimbyism“ (englisches Akronym für „Not in my backyard“; entspricht im Deutschen dem Sankt-Florians-Prinzip, wonach man Probleme nicht im direkten Umfeld ertragen möchte). Die zu lesenden Argumente lassen auf einen besonders schweren Fall von Nimbyism schließen. Das Gutachten aus dem Jahr 2013 zur Untersuchung von Flächen, die für die Windenergie in Koblenz geeignet erscheinen, kommt nach Abwägung aller Umstände zu dem Ergebnis, dass sich der einzig geeignete Standort für den Bereich Koblenz in der Gemarkung Rübenach befindet.

Aus der Untersuchung ist zu entnehmen, dass bei der weiteren Planung sowohl Gesichtspunkte des Naturschutzes als auch der Punkt Landschaftsbild zu berücksichtigen sind. Unterstellt, diese kommen letztlich zu dem Ergebnis, dass keine Beeinträchtigungen zu befürchten sind beziehungsweise diese ausgeglichen werden, so stellt sich die Frage: warum dann keine Windräder?

Die bisher vorgebrachten Argumente sind allesamt altbekannt, spekulativ und beliebig auf jedes andere Projekt übertragbar. Vielleicht sogar etwas fantasielos. Nun ja, da wird auch noch eine Gefahr für den Rettungshubschrauber oder den Flugplatz Winningen ins Spiel gebracht. Unabhängig von der Gefahr durch bereits vorhandene, zahlreiche Strommasten in diesen Einflugschneisen, die bisher niemand gestört haben, dürften erfahrene Piloten damit wohl kein Problem haben.Man fragt sich, waren das alle Argumente? Oder spielt hier überwiegend etwas anderes die entscheidende Rolle? Etwa der Gedanke, dass die – zugegeben – naheliegende ästhetische Störung der wahre Grund ist? Und diese Störung möchte man doch bitte woanders vornehmen, nur nicht vor der eigenen Haustür.

Natürlich könnte man auch etwas neidisch werden, wenn man liest, dass manche Grundstückseigentümer eine ordentliche Pacht für die Nutzung ihrer Grundstücke erhalten würden. Dies ist aber bei der Vielzahl der durch die Windkraftanlage betroffenen Grundstücke überwiegend nicht der Fall. Die Pachterträge würden sich im niedrigen drei- bis vierstelligen Bereich bewegen. Letztlich profitieren wir doch alle von der Windenergie. Überdies halte ich es nicht für zutreffend, dass der Eindruck erweckt wird, dass die überwiegende Zahl der „Rübenacher“ gegen Windräder sei. Ich empfehle hierzu die Lektüre der Webseite „Mein Rübenach“ mit den dortigen Kommentaren. Windenergie und damit Windräder liefern uns den Strom, der im Rahmen der Energiewende mangels gegenwärtiger, belastbarer Alternativen dringend benötigt wird.

Unzählige Bürgerinitiativen verhindern in Deutschland den Bau von Windkraftanlagen. Nicht nur, dass damit eine ganze Industrie zerstört wird, nein, man muss sich auch fragen, ob dies für eine zügige Energiewende förderlich ist oder eher von diesen Initiativen das Gegenteil billigend in Kauf genommen wird. Es kann nicht sein, dass man den Strom aus Windkraftanlagen natürlich gerne nimmt, von der Zumutung eines Windrades möchte man aber bitte verschont bleiben. Soll die doch lieber anderen zugemutet werden. So kann Klimawandel nicht funktionieren.

Rhein Zeitung – 27.03.2021

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