von Hans Gappenach
Das der alte Glöckner Welter kindliches Gemütes war oder ein tiefgründiger Kauz (wahrscheinlich aber beides gleichermaßen), das bezeugt auch die folgende Geschichte:
Wenn er sein schweres Amt ausüben musste und dabei schlecht gelaunt, dann bediente er sich – möglicherweise um sich selber zu überwinden – jenes „Tricks“, dem die Mütter ihren Säuglingen den Griesbrei einlöffeln und das hörte sich an wie folgt:
Mit einem hohen Satz sprang er ins Seil, um den ersten Zug zu machen, dabei murmelnd: „Eins für den Pastor Schnorfeil“ … und wieder, – noch mächtiger, um der Glocke größeren Schwung zu verleihen: „Und eins für den alten Berger“ … und nahm alle Kraft zusammen, um seinen Körper nach unten zu zerren, biss dabei die Zähne aufeinander und quälend kam es aus ihm heraus: „Und eins für den Organisten Plaas“ … und dann hob das Gewicht der Glocke den spindeldürren Mann am dreidaumendicken Tau hoch in die Lüfte und zappelnd mit ganzer Kraft gewann er schließlich wieder Boden, die Glocke zum vollen Klang bringend und im Herabkommen schon mit schweißnasser Stirn stieß er hervor: „Und noch eins für den Lehrer Eltgen“ …
Dieser Art kühlte er sein Mütchen und so kamen aus seinem kleinen Bereich alle an die Reihe, mit denen er so seinen täglichen „Kniest“ hatte.
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Quelle Buch Rübenach eine Heimatgeschichte