„Das Leiden Christi“

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Soll keiner sagen, die derzeitige Wetterlage sei schlecht. Sie ist geradezu dafür gemacht, Orte wie das kahlgeschlagene Pastorengrab hinter unserer Pfarrkirche in Szene zu setzen. Und was soll man sagen: kaum sind die schönen alten Bäume (sicher aus Sicherheitsgründen?) der brachialen Axt erlegen, da kommt zum Vorschein, dass der Zahn der Zeit auch am Herrgott nagt. Einst umgeben von sattem Grün zeigt sich nun zwischen knorrigen, kahlen Baumstämmen, dass sein Gesicht nicht nur zerschunden, sondern auch nahezu zugesponnen ist.

Nach der Verwüstung im Bibelgarten und dem Steinwurf in die Kirchenfenster und dem kaputten Kirchenvorplatz und, und, und, könnte man in den Gedanken verfallen, zu sagen: ein Schritt mehr in Richtung „lost place St. Mauritius“. Doch es gibt auch noch Dinge zwischen Himmel und Erde, die diesen Eindruck wett machen: Aus dem linken Ohr des Heilands wächst einiges an Gestrüpp. Und eine regelmäßige Friedhofsbesucherin weiß zu berichten, dass das die Tat einer kleinen Maus ist, die es sich mit Hilfe dieser Zweiglein im Kopf des Herrn gemütlich macht. Und diese Geschichte ist wirklich WAHR!! Also: wo andere Menschen zuweilen einen Vogel haben, hat der Herrgott eine Maus. Er ist eben doch nur ein Mensch.

Irmgard Israel – 14.06.2016
Fotos Irmgard Israel

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