Was wird aus der Bahntrasse Koblenz – Bassenheim?

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Strecken-Nr. 3015

Ein Kommentar zum Presse-Beitrag „Diese Bahnstrecken lassen sich reaktivieren“ von Johannes Fuck Metternich

Das Landes-Gutachten zur Reaktivierung der Bahntrassen in Rheinland-Pfalz ist fertiggestellt. Das Ranking der Streckenreaktivierung steht jedoch noch aus und wird vom zuständigen Ministerium für die Beschlussfassung im Landesparlament vorbereitet. Das Gutachten selbst ist noch unter Verschluss, nur das Ergebnis ist bekannt.

Bei der 78. Verbandsversammlung des SPNV-Nord im April wurde für die Strecke Koblenz-Rübenach ein Nutzen-Kosten-Faktor von 2,63 genannt. Dabei handelt es sich um den Abschnitt Koblenz-Rübenach, doch die Weiterführung der Bahntrasse als Straßenbahn in die Ortsmitte von Bassenheim wird weiterhin untersucht. Das von der Stadt Koblenz beauftragte Gutachten ermittelte einen Nutzen-Kosten-Faktor von 1,54. Mit einem Wert über 1 gilt diese Zahl als qualifizierter Indikator für eine sinnvolle und förderungswürdige Nutzung der Bahntrasse.

Was steht auf dem Spiel?

Die Planung zur Reaktivierung der Bahntrasse Koblenz-Bassenheim darf nicht verschlafen werden. Diese Verbindung ist für die vielen tausend Mitarbeitenden im Metternicher Feld und im Dienstleistungszentrum B9 von großer Bedeutung. Bei steigenden Pendlerkosten beim MotorisiertenIndividualVerkehr (Auto) ist ein „S-Bahn“-Anschluss mit einem Deutschland-Ticket ein klarer Wettbewerbsvorteil.

Auch der Gütertransport auf der Strecke, bei dem Container auf dem Betriebshof verladen werden können, entlastet die Straßen und reduziert den Lärm auf den Durchgangsstraßen. Es stellt sich die Frage: Werden die Güter zukünftig in Wallersheim oder Rübenach verladen und dann mit dem LKW zum Güterverkehrszentrum transportiert? Oder liegt der Verladeknotenpunkt in Bassenheim? Hier könnten hohe LKW- und Verladekosten auf dem letzten Kilometer entstehen, oder es besteht die Möglichkeit eines kostengünstigen, autonomen Verladesystems vom Bassenheimer Bahnhof zur Verladerampe.

Eine Verlagerung der Transportleistung auf die Schiene soll einen wesentlichen Beitrag zur CO₂-Reduktion im Verkehrssektor leisten. Diese Maßnahme wird durch die Erhöhung der CO₂-Kosten unterstützt. Berechnungen zeigen Mehrkosten in 2030 von etwa 0,60 Euro pro Liter Kraftstoff durch die CO₂-Gebühr. So soll man zur richtigen Erkenntnis gelangen.

Wenn ein Pachtvertrag für Büro- oder Lagerflächen ausläuft, sucht sich der Pächter eine neue Location, die zum Gesamtpaket passt. Dabei spielt die Infrastruktur eine entscheidende Rolle – insbesondere die Anbindung ans Schienennetz. Wenn diese Voraussetzungen nicht erfüllt sind, zieht die Wirtschafts-Karawane weiter, und der Pächter berücksichtigt keine Arbeitskräfte, Immobilien oder versiegelte Flächen.

Woran scheitert es in Koblenz?

Vielleicht liegt es an der tief verwurzelten Erfahrung eines echten Koblenzers: Ohne Auto läuft hier nichts, man kommt kaum irgendwohin. Gedanklich setzt man Planungen der 1960iger Jahre um und beabsichtigt weiterhin eine kreuzungsfreie Verbindnungstrasse. Doch man muss sich bewusst machen: Die Verkehrswende beginnt im Kopf. Ein Kurzurlaub im europäischen Ausland, in Österreich, in der Schweiz, in Luxemburg oder in Frankreich könnte zum notwendigen Perspektivwechsel führen.

Finanzierung?

Auf Google gefragt, erhält man folgende Antwort: „Der Bund beteiligt sich an den Kosten für die Reaktivierung von Bahnstrecken über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG). Er refinanziert bis zu 90% der Reaktivierungskosten, wobei die Gelder für das GVFG kürzlich auf rund zwei Milliarden Euro verdoppelt wurden. Voraussetzung ist eine Machbarkeitsstudie, die die Wirtschaftlichkeit der Reaktivierung belegt.“

Und was steht im Koalitionsvertrag? „Zur Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) werden Bund und Länder die ÖPNV-Finanzierung auf eine neue gesetzliche Grundlage stellen und einen Modernisierungspakt starten. Die Regionalisierungsmittel sollen vorrangig als Bestellmittel für den Schienenpersonennahverkehr genutzt werden. Wir werden den Status quo sichern, steigende Kosten auffangen und Spielräume für neue Verkehre schaffen. Die Dynamisierung werden wir anpassen. Das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) wird vereinfacht und entbürokratisiert, für innovative Ansätze (zum Beispiel Magnetschwebebahn) geöffnet und der barrierefreie Ausbau von Bahnhöfen erleichtert. Die GVFG-Mittel werden wir schrittweise deutlich aufstocken und den Fördersatz erhöhen. Das Deutschlandticket wird über 2025 hinaus fortgesetzt. Dabei wird der Anteil der Nutzerfinanzierung ab 2029 schrittweise und sozialverträglich erhöht. Um Planungssicherheit für die Kunden beim Ticket, aber auch für Bund und Länder bei der Finanzierung zu gewährleisten, werden die Kosten für das Ticket nach einem festen Schlüssel aufgeteilt.“

Und jetzt?

Koblenz hat zwei Gutachten bei dem die NKU einen Wert über 1,5 ermittelt hat. Die sind Wertlos, solange die Bedeutung der Bahntrasse durch die Entscheidungsträger nicht erkannt wird. Ein Gutachten reicht noch nicht aus, ausreichend viel für die CO2-Reduzierung und Einhaltung des Paris-Abkommen zur Klimaneutralität getan zu haben.

Johannes Fuck Metternich – 12.05.2025

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