von Hans Gappenach
Rübenach wurde seiner schönen Lage wegen schon immer mancherorts beneidet. Einmal hatte es die Nähe von Koblenz, war aber anderseits doch so weit entfernt, dass es ein Eigenleben führen konnte. Jetzt wo es „Villenvorort“ für die Stadt geworden ist, dürfte es nicht anders sein. Schon 1555 werden in den Ratsprotokollen die Rübenacher als H a l b b ü g e r von Koblenz bezeichnet („sie reisen mit denen von Koblenz zu Felde“), die bei gefährlichen Zeiten Schutz hinter der Stadtmauer fanden, dafür aber allemal Mauerwachen zu stellen hatten. Eines gilt heute wie damals:
Rübenach lieferte für die Koblenzer den Großteil der „Futterage“, vorzugsweise die Kartoffeln. Die Qualität der Rübenacher Kartoffel wurde (und wird) landauf landab höchstes Lob gezollt. 1880 wurden 450 Waggons ins Ruhrgebiet geliefert; 3000 Tonnen gingen jährlich mit dem Fuhrwerk nach Koblenz. Auf 160 000 Zentner schätze man die 1917 geerntete Menge.
Für die Rübenacher Landleute – auch des Schreibers Vorfahren gehörten dazu – war es früher ein besonderer Tag, wenn der „Schaarwaon“ (= Ausfahrwagen) gerichtet, die bessere „Schmeck“ oder „Kletsch“ (= Peitsche) hervorgeholt, die Kartoffelfracht ausgeladen wurde, um sie bei der „feinen Koblenzer Kundschaft“ abzuliefern. Das war ein Feiertag; man machte seine galante Verbeugung vor der Dame des Hauses, es gab im Salon ein Schnäpschen und blanke Taler bar auf die Hand. Allenfalls das große Taschentuch – so wie es im „Fiedelen Bauer“ vorkommt – hat dann noch den Rübenacher Landmann verraten. Sonst war er damals schon ganz „Städter“.
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Quelle Buch Rübenach eine Heimatgeschichte