„Naturschutz ohne Klimaschutz geht nicht“

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Dem möglichen Bau von Windrädern oberhalb von Rübenach erteilte der Ortsbeirat eine klare Absage – und auch allen potenziellen Plänen, wonach in Rübenach Windräder errichtet werden könnten. Die Fraktionen von CDU, SPD und Grünen haben einstimmig eine Resolution beschlossen, die auch an die Koblenzer Stadtverwaltung und die Energiefirma Prokon gegangen ist.

Leserbrief Matthias Boller, Diplom-Forstwirt, Lahnstein

Wir sind für Klimaschutz, aber bitte nicht vor unserer Haustür! So scheint der Rübenacher Rat zu denken. Stattdessen werden beste landwirtschaftliche Böden zur Versiegelung durch Gewerbegebiete und Straßen freigegeben. Jetzt sollen die Windräder, unter denen weiterhin eine herkömmliche Landwirtschaft und sonstige Naturnutzung möglich ist, schuld an der Umweltzerstörung rund um Rübenach sein.

Anscheinend hat der Rübenacher Rat noch nicht verstanden, dass die Zusammenhänge genau umgekehrt sind. Weil wir seit Jahrzehnten einen ständigen Umweltverbrauch mit unserem Wirtschaften und der Energieproduktion haben, zerstören wir unsere Natur, sodass Ereignisse wie an der Ahr zunehmen. Die hierbei entstehenden Reparaturzahlungen sind unkalkulierbar und verhindern den Blick auf sinnvolle Vorsorgemaßnahmen, die kalkulierbar und finanzierbar sind. Es wird jedes auch noch so absurde Argument gegen die Windkraft vorgebracht, dass bei allen sonstigen Infrastrukturentscheidungen weggewägt wird. Naturschutz ohne Klimaschutz geht nicht!

Naturschutz ist in der Regel eine lokale Betrachtung, ohne die globalen klimatischen Veränderungen zu beachten. Jetzt wollen alle E-Mobilität und Digitalisierung. Woher soll der Strom denn kommen, wenn er nicht regenerativ erzeugt wird? Wollen wir vorsätzlich eine Stromversorgungslücke entstehen lassen? Ein Ausbau der fossilen und atomaren Stromproduktion wäre der völlig falsche Weg. Die Klimaerwärmung würde sich dann noch beschleunigen. Jeder Mensch sollte versuchen, seinen Strombedarf zumindest bilanziell regenerativ durch Fotovoltaik- und Windkraft zu erzeugen. Nur dann können E-Mobilität und Digitalisierung klimaneutral sein. Das St. Floriansprinzip, wie es der Rübenacher Rat anwendet, funktioniert nicht. Es schädigt auf Dauer nicht nur die nachhaltige Entwicklung der eigenen Gemeinde, sondern auch den Rest der Gesellschaft. Auch Lokalpolitiker müssen in Zeiten der Globalisierung ganzheitlich, langfristig und in Zusammenhängen denken, bevor sie lokale Entscheidungen treffen.

Rhein Zeitung – 08.09.2021

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