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Der schwarze Reiter

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von Hans Gappenach

Von Ihm hieß es, er pflege Buhlschaft mit dem Teufel. Wilde Flüche ausstoßend, wie der Sturmwind auf einem Rappen dahinschießend, so war er bei Nacht und Nebel von vielen Rübenachern gesehen worden, zumeist unterhalb des Ortes in der Gegend der Kruppstraße. Einmal soll er sogar ein junges Mädchen bei seinem blonden Schopf gepackt und zu sich hoch in den Sattel habe ziehen wollen. Aber durch ein rasch geschlagenes Kreuzzeichen und mit einem Gebet auf den Lippen blieb es vor Schlimmerem bewahrt. Nüchtern denkende Rübenacher wollen wissen, dass es sich bei dem nächtlichen Reiter um einen Kontrolleur gehandelt habe, der ehedem regelmäßig von Koblenz aus zu den Tongruben ritt.
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Polizist Herges

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von Hans Gappenach

Wir Kinder hatten früher vorm Polizist Herges immer Angst und zwar wegen seines Furchterregenden Aussehens, das – mit riesigem Schnurrbart im Gesicht – aufs Haar einem berühmten Preußen, dem Großen Kurfürsten des Gemäldes „Nach der Schlacht bei Fehrbellin“ ähnelte, wenn ein solcher Kunstvergleich gestattet ist. Im Grunde war er ein herzensguter Mensch.

Als ihm zu Ohren gekommen war, die Verkehrspolizei käme an einem bestimmten Termin zu einer strengen Kontrolle, da die Rübenacher Pferdefuhrwerke selten vorschriftsmäßig beleuchtet seien, sorgte er dafür, dass die Kunde bald im Dorf bekannt war. An dem betreffenden Herbstabend ächzten die schwer beladenen „Krombierewagen“, einer Lichterprozession gleich, vom Bassenheimer Weg, wo die „weißen Mäuse“ standen , ins Dorf hinein. Überall baumelten hinten die hellen Stalllichter als Schlusslaternen. Der Polizist Herges hatte für die übereifrigen Kontrolleure, die er „durch Zufall“ noch am Abend auf seinem Rundgang traf, nur ein verächtliches Wort, nämlich: „Ihr Rindsnasen, meine Bauern sind in Ordnung!“
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Belzebock

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von Hans Gappenach

Josef Becker trägt seinen Spitznamen mit einigem Stolz. Es mag daher kommen, dass sich wohl kein zweiter Ortsbewohner rühmen kann, den seinigen einer so bedeutenden Persönlichkeit wie Dechant Senzig zu verdanken. Nun wird dazu des Pastors Ausspruch erzählt, den dieser in einer Christenlehre bei einem gelinden Tadel zu jenem gesagt haben soll, nämlich: „Du bist ja schon kein Teufelchen mehr, sondern ein kleiner Belzebock!“. In Wirklichkeit war es anders, viel humorvoller: Der Genannte kam am 25.12., dem 1. Weihnachtsfeiertag, zur Welt. Als sein Vater im Pfarrhaus die Geburt seines Stammhalters anmeldete, sagte Dechant Senzig (in seiner dunkel getönten, prononcierten Sprechweise) zu ihm: „Dann habt ihr jetzt neben dem Christkind auch noch ein Belzebübchen in der Krippe liegen!“ Man erkenne den feinsinnigen religiösen Bezug! – Aber so kann man in Rübenach bereits in der Wiege zu seinem Spitznamen kommen.
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Die Jungsteinzeit

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von Lutz Fiedler

Als im 8. Jahrtausend in den Gebieten um das östliche Mittelmeer ein allmählicher Wandel von der Wirtschaftsweise des Jagens und Sammelns  zum Anbau und der Viehhaltung stattfand, dauerte es noch zwei Jahrtausende, bis sich diese neue Lebensform dort ganz durchsetzte und weitere zweitausend Jahre, bis diese Zivilisationswelle auch ganz Mitteleuropa erfasst hatte. Neben den sozialen und religiösen Veränderungen waren die äußeren Merkmale: Ackerbau (Getreide), Viehzucht (Rind, Schwein, Schaf, Ziege), Hausbau, Keramik und Gewerbe. Nach den besonderen Verzierungen auf dieser Keramik nennt man diese frühzeitliche Bauernkultur „Bandkeramik“. Ihre Siedlungen erstrecken sich vom Donauraum bis nach den Niederlanden. Besonders die fruchtbaren Lößböden wurden aufgesucht und so ist es verständlich, dass sich ihre Siedlungen auch in Rübenach finden.

Siehe erste Funde in Rübenach

So zeichnen sich alle, in früheren Zeiten in der Erde ausgegrabenen Vertiefungen als Verfärbungen im Boden ab. Diese liefern bei sorgfältigen Ausgrabungen oft die wissenschaftlich wichtigsten Ergebnisse. So kann man an den „Pfostenlöschern“ eines Baues den Haustyp der früheren Jungsteinzeit ermitteln. Die Bandkeramiker errichteten erstaunlich große Wohnhäuser von 5 bis 8 m Breite und einer Länge von 15 bis 50 m. Die Häuser waren durch Zwischenwände aufgeteilt und die Außenwände waren mit Lehm verputzt. Weil dieser Lehmverputz oft erneuert werden musste, befinden sich außen, an den Längsseiten der Häuser, unregelmäßige Gruben, die der Bodenentnahme dienten. Da diese Gruben offen blieben und Abfälle aller Art (Zierknochen, Keramik, zerbrochenes Gerät usw.) aufnahmen, sind sie für die Erkenntnisse der Wissenschaft von ganz besonderer Bedeutung. Die meisten Funde auf der Ackeroberfläche stammen aus solchen Gruben, welche vom Pflug angerissen wurden.

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Modell bandkeramischer Häuser 

Der Rübenacher Fundplatz wird durch eine gut gebrannte Keramik gekennzeichnet, deren Formen halbkugelig bis birnenförmige Töpfe aller Größen waren. Zur Befestigung über dem Herd sind sie mit Knubben und Ösen besetzt. Kennzeichnende Verzierungen sind hier Bänder in Winkel- und Bogenform, die mit kleinen Einstichen ausgefüllt sind. Diese Stiche wurden häufig mit einem kamm- oder gabelartigen Instrument gemacht, so dass es ganze Stichreihen-bänder gibt. (Glasuren finden sich auf urgeschichtlicher Keramik nie. Diese beginnen erst im hohen Mittelalter ab dem 12. Jahrhundert n. Chr.)

Rübenacher Fundplatz Kruppstraße – Bandkeramik: großer Kumpf der älteren Epoche, mittelgroßer und kleiner Kumpf aus der jüngeren Epoche. (Privatsammlung Erich Schwamm)

Die Geräte dieser Menschen bestanden aus Stein und Knochen. Charakteristisch ist das geschliffene Beil aus Basalt oder ähnlichem Gestein. Es hat einen D-förmigen Querschnitt und war wohl meist quer, dechselartig geschärft. Derartige Gräte wurden bei vielen Völkern noch vor 100 Jahren (Stand 1975) mit Geschick benutzt.

Viele Werkzeuge wurden mit Feuersteinschneiden versehen. Die Bruchstücke solcher Messer, Bohrer und Pfeilspitzen finden sich recht häufig. Aus Knochen wurden Schaber, Pfrieme, Glätter und andere Geräte gemacht, die im Haushalt nützlich waren.

Alle diese Dinge, die uns aus der materiellen Kultur überliefert wurden, vermögen auch ein Licht auf die Lebensweise der Bandkeramiker zu werfen. Alle Werkzeuge, der Hausrat und die Behausungen wurden selbst hergestellt. Die Familien, Hau und Dorfgemeinschaften waren dadurch unabhängig und selbstständig. Handwerker im heutigen Sinne gab es nicht, wenn auch vielleicht einzelne Leute bevorzugt, nicht für den eigenen Gebrauch, sondern auch für Nachbarn, bestimmte Dinge angefertigt haben mögen. Eine gesellschaftliche Machtstellung war dadurch nicht zu erringen. Da aber Feldbestellung, Hausbau und Wildschadenverhütung auf den Feldern besser organisiert funktionierten, kann man mit einer bestimmten Lenkung und Führung innerhalb eines damaligen Großhauses oder Dorf rechnen.

Pfeilspitzen und Wildtierknochen zeigen, dass die Jagd neben der Landwirtschaft eine Rolle spielte. Die Frauen, die durch Schwangerschaft und Kinder  mehr an das Haus und dessen Umgebung gebunden waren, können wir uns bei der Gefäßherstellung, beim Weben und der Zubereitung der Nahrung vorstellen, hingegen wird die Jagd mehr von den Männern ausgeübt worden sein. So zeichnet sich hier deutlich eine gewisse Geschlechts bedingte Differenzierung der Arbeit und damit der Ordnung innerhalb der Gemeinschaft ab. (Das wird aber auch bei den altsteinzeitlichen Jägergruppen schon ähnlich gewesen sein)

Von den religiösen Vorstellungen wissen wir wenig. Die wiederholt gefundenen weiblichen Statuetten oder Idole aus gebranntem Ton sind ein gewisser Hinweis auf den Kult einer weiblichen Mutter- und Fruchtbarkeitsgottheit.

Einen anderen Einblick in die gesellschaftlichen und religiösen Vorstellungen vermitteln die Friedhöfe und Bestattungen aus jener Zeit. Wir kennen solche Plätze mit fast hundert Beisetzungen. Die Toten sind gelegentlich  verbrannt worden, meistens aber auf der Seite liegend, mit angewinkelten Beinen beigesetzt. Oft finden sich in den Gräbern Beigeben: Gefäße, Werkzeuge, Schmuck und Waffen. Besonders prächtig ausgestatte Gräber gibt es nicht. Ein uns heute beigabenlos erscheinendes Grab kann damals natürlich mit Decken, Körben, Holz- und Lederwaren versehen worden sein, doch diese Dinge sind vergangen und verbieten es uns, sichere Schlüsse zu ziehen.

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Bestattung der brandkeramischen Grabungsfotografie Kultur

Aus dem Mittelrheingebiet sind kaum steinzeitliche Bestattungen bekannt. Eine um so größere Überraschung war es, als zur Jahreswende 1973/74 eine Beisetzung innerhalb der Siedlung an der Kruppstraße, hinter der Autobahn A48 entdeckt wurde. Nach tieferen Pflügen lagen menschliche Zähne auf der Ackeroberfläche. Dadurch aufmerksam geworden, konnte eine ovale Grube mit einem seitlich liegenden Skelett aufgedeckt werden. Es war trotz der Zerstörung von der Oberfläche her erstaunlich gut erhalten. Diese Bestattung wurde im ganzen gebogen und befindet sich jetzt (Stand 1975) und Präparierung im Staatlichen Amt für Vor- und Frühgeschichte in Koblenz.

Die jüngere Steinzeit dauerte im Rheinland etwa 2500 Jahre. In dieser Zeit änderte sich manches in der Siedlungsform, im Hausbau in den Gerätschaften und Bestattungssitten.

Nach der „Bandkeramik“ kam die „Rössener Kultur“, die „Michels-berger Kultur“ und die sogenannte „Rheinische Becherkultur“. Aus diesen Zeiten gibt es in der Rübenacher Gemarkung einige Einzelfunde, z. B. Pfeilspitzen besonderer Machart (vom Mittelpfad und Auf der Höll). Eine Siedlung konnte bisher nicht entdeckt werden.
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Siehe auch Ausgrabungen aus dem Jahre 2012

Die alten Hügelgräber

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von Hans Gappenach

Im Rübenacher Wald finden sich – wie ähnlich auch bei Kobern – Grabstätten aus grauer Vorzeit. In einem besonders großen Hügel soll, hochaufgerichtet auf seinem Pferd, ein germanischer Herzog bestattet sein. Vor langen Jahren gedachte ein Rübenacher, hier die Totenbeigaben zu stehlen. Nächtens schlich er sich in den Wald, um zu graben. Eines Morgens fand man ihn mit zertrümmertem Schädel neben der aufgewühlten Erde. Von einer hohen Eiche war ein mächtiger Ast herabgeschlagen und hatte den Grabräuber getroffen.
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Die alten Rübenacher Straßennamen

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von Hans Gappenach

Heute – und vor 1970

– Aachener Straße – Hauptstraße, Koblenz-Mayener-Straße, Teilstück Bröckerweg
– Alemannenstraße – Mülheimer Straße, Bergstraße, („En der  Läihmkaul“)
– Am Ried – Wiesenweg
– Anderbachstraße – Schützenstraße
– Alte Straße – (Teilstück der ehemaligen Hauptstraße)
– Florianstraße – Jahnstraße, Raiffeisenstraße
– Gedächtnisstraße – Oberer Mühlenweg auch mal Adolf Hitler Straße
– Gotenstraße – Judengasse („Juddejass oder auch Jürre-jass“), Mittelstraße
– Grabenstraße – Bachstraße (nur Teilstück)
– Keltenstraße – Römerstraße („et Ströößje)
– Kilianstraße – Bubenheimer Weg, („Em Treechda“ = Trichter)
– Kruppstraße – Kolpingstraße, davor Kruppstraße, Mülheimer Straße
– Lambertstraße – „im Lombert“ (bis Grabenstraße), Bahnhofstraße, Dammstraße
– Mauritiusstraße – Backesgasse („Backesjass“), Kirchstraße, Hindenburgstraße
– Maximinstraße – Klosterstraße, Burgstraße
– Rosenbornstraße – Güterbahnhofstraße
– Trevererstraße – Gartenstraße
– Ubierstraße – Eifelstraße
– von-Eltz-Straße – Hundsgasse („Hondsjass“)
– Zwischen den Zäunen – Bogenstraße
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Die Bezeichnungen für die Straßen und Plätze einer Ortschaft sind wohl tagtäglich in aller Munde – bei einem besonders auffälligen Wort mag der oder jener gelegentlich einen Augenblick nachdenken –, für viele sind diese Namen heute jedoch sinnentleert und zum bloßen Verständigungsmittel herabgesunken. Dabei könnte man sich historischen Dokumenten gleichsetzen, in denen sich ein reicher Schatz früher Tatsachen und Gegebenheiten erhalten hat. Für den Volkskundler stellen diese Beziehungen kulturhistorisch, aber auch Sprach- und wortgeschichtlich eine wertvolle Quelle dar und er kann ferner in gewissen Grenzen die Geschichte eines Ortes oder einer Stadt an ihnen ablesen.

Wenn auch einem solch kleinen Dörfchen wie Rübenach in frühen Jahrhunderten gewiss keine allzu große Bedeutung zugekommen ist, so hat es doch eine geschichtliche Entwicklung und ebenso gewiss ist es auch, dass viele der heutigen Bewohner – Alteingesessene wie Neuzugezogene – dies interessiert.

Wer ahnt beispielsweise, dass Rübenach ehedem eine Befestigungsanlage hatte: die „Grabenstraße“ weist darauf hin. Am anderen Dorfende in Richtung Bubenheim gibt es eine Stelle, die heute noch bei alten Leuten das „Valder“ (= Walltor) heißt. Das Burghaus der Freiherrn von Eltz-Rübenach, an der „Burgstraße“ (jetzt: Maximinstr.) gelegen, geht auf den im Keller und Untergeschoss noch erhaltenen Grundstock eines alten Wohnturmes zurück. In dieser Gegend galt es, das Hofgut des Maximinkloster und die Kirche zu schützen.

Freilich war diese Befestigung kein Mauerbering wie ihn sich die Städte zu ihrem Schutz bauten; im übrigen hatten die Rübenacher Bürger zeitweise in Koblenz Mauerwachen sowie Leute zum Soldatendienst zu stellen und es ist anzunehmen, dass in Kriegs- und Krisenzeiten sie auch mit ihren Familien innerhalb der Koblenzer Stadtmauern Schutz gefunden hatten. Bei kleineren Bedrängungen und Fehden – aber als Schutz gegen das Eindringen von Tieren , etwa der Fuchs, Wolf u. ä. – konnte eine solche Graben- und Wallanlage mit den entsprechenden Palisaden, Brücken und Toren schon ihren Zweck erfüllen. In alten Quellen lesen wir häufig von dieser Rübenacher Befestigung, so beispielsweise 1637 vom „Graben Herrn Salentins von Isenburg“ und der „Brücke beim Ritter Herrn Brenner von Eltze“, 1476 wird der „Gemeyngraben“, 1479 der „große Graeffen“ erwähnt. Im Jahre 1441 verpflichteten sich die Karthäuser in einer Urkunde, Mannen zur Reinigung des Grabens in Rübenach zu stellen.

Über diese ehemaligen Begrenzungen ist Rübenach in den letzten Jahrhunderten mächtig heraus gewachsen. Der gemeindeeigene Wald, heute mehr als 4 Kilometer entfernt, reichte um 1830 noch bis an den Ort; der „Alte Waldweg“ gibt davon Kunde. Die „Trierer Chausee“, die „Hoch Straß“, die „Napoleons Straß“, wie sie auch der Volksmund nennt, verlief mitten durch den Rübenacher Wald. Dann begannen in den folgenden Jahrzehnten die großen Rodungen (beim Kirchenneubau), um Ackerland zu gewinnen.

Jahrhunderte lang war der Ort auch gleich bleibend klein. Im Jahre 1654 zählte er 400 Einwohner. Im Jahre 1785 waren es ganze 185 mehr. (Die Zahl 585 steht in einer Visitationsurkunde als Osterzählung der Kommunikanten. Es kämen also noch, da man damals mit 12 Jahren zur 1. hl. Kommunion geführt wurde, die jüngeren Kinder hinzu. Ihre Zahl könnte, aus anderen Berechnungen zu erschließen, etwa 70 – 100 betragen.) Entsprechend klein war natürlich auch der Ortskern.

Wer bis vor noch nicht allzu langer Zeit (Stand 1975) das Schild „Hinderburgstraße“ gelesen hat – und damit seien  alle anderen noch kurzlebigeren Politiker und politischen Strömungen, (Wie es im „tausendjährigen Reich“ die obligatorische „Adolf-Hitler-Straße“ gab, hatte Rübenach vorübergehend (1946/47) auch eine „Karl-Marx-Straße“.  Diese geschichtsträchtigen Fakten sollen keineswegs verschwiegen werden!) die allzu häufig und allzu gern in Straßenumbenennungen ergehen, gänzlich übergangen – muss wissen, dass es diesen Namen eigentlich nur für die Post gab. Bei den Rübenachern ist dies eine der alten Kernstraßen und jederzeit die „Backesjass“. Später hieß sie auch wieder offiziell so (jetzt: Mauritiusstraße). Das Backes war noch bis vor wenigen Generationen ein wichtiger Ortsmittelpunkt. Die Backesgasse wird oft in der Rübenacher Geschichte genannt; so bei dem großen Brand 1841, der dort ausbrach und der sie gänzlich vernichtete; sie wurde nachher denn auch breiter und gerade angelegt. Für alte Zeiten hat man sie sich so vorzustellen, wie heute noch die „Hundsgasse“ (jetzt: von-Eltz-Straße) oder die „Kirchstraße“ (jetzt: Mauritiusstraße), unbegradigt, mit Gefälle, eng, rechts und links von niedrigen Fachwerkhäusern umsäumt, wie sie dort in einzelnen Fällen sich heute noch finden. In diesem Ortsbereich war die „Juddejass“ später während einiger Jahrzehnte „Mittelstraße“ (heute: Gotenstraße) geheißen, eine ebensolche Straße; auch sie erhielt nach dem erwähnten Großbrand eine neue Führung und Anlage. Das gleiche gilt für die „Hauptstraße“ in diesem Gebiet; die „Alte Straße“ war die ehemalige Durchgangsstraße. Ebenfalls wie die Deutung des Namens „Hundsgasse“ (die es in vielen Dörfern gibt) bis heute von der Wissenschaft noch nicht geklärt ist, bereitet auch der Sinn des Namens „In der Lombert“ Schwierigkeiten, er könnte mit einem Personennamen, mit einer Familie, die dort wohnte, einen Zusammenhang haben; er könnte u. U. auch auf ein verballhorntes „Landwehr“ zurückgehen, oder an einen Abt des Klosters St. Maximin im 15. Jahrhundert erinnern, der den Vornamen Lambert trug.

Der Vollständigkeit halber müssen die Namen genannt sein, die weniger Originalität haben, die vielmehr als Ausfallstraßen zu den Nachbarorten führen: Da gibt es der „Winninger Weg“ der „Wolkener Weg“, den „oberen“ und “unteren Bessenheimer Weg“, den „Mülheimer Weg“ den „Bubenheimer Weg“ (jetzt Kilianstraße), den „Metternicher Pfad“, den „Gülser Weg“, den „Mayener-„ und den „Koblenzer Weg“ (jetzt Aachener Straße). Die Weiterführung der Koblenzer Straße zum „Bröckerbach“ hin, der „Bröckerbach Weg“, wurde erst Anfang des vorigen Jahrhunderts erbaut, trug damals den Namen „Neuer Weg“, wie dies häufig in Orten der Fall ist. Später bekam die heutige „Klosterstraße“ (jetzt Maximinstraße) diesen Namen und bekanntlicherweise trägt sie ihn bei vielen älteren Leuten noch heute (Stand 1975). (Das Kloster selbst wurde 1904 erbaut).

Interessanter sind die Bezeichnungen, die sich nach den alten Wasserstellen benannten. Da gibt es den „Buur“, der Platz, der zentral gelegen, die Haltestelle der Postfuhrwerke war, mit dem entsprechenden Wirtshaus für die Rast von Mensch und Tier. Im Unterdorf gab es das „Kümmchen“ (= Kümpchen, kleine Wasserstelle). Auf diesem Platz war auch der Haupt-Brannteweiher mit Spritzenhaus. Der „Wiesenweg“ (jetzt: Am Ried) und der „untere Mühlenweg“ führten zum „Wäschebuur“. Dorthin zogen an den Waschtagen die Frauen. Der „Schultheißwiesenweg“ und die „Bachstraße“ (jetzt: Grabenstraße), am Dorfbach vobei, in den alle Quellen ihren Überlauf hatten, führten gleichfalls in das Wiesengelände, das zum „Bröckerbach“ hin in ein weiteres supfiges und mit hohem Schilf bestandenes Niederungsgebiet auslief.

Interessant ist auch die ortsübliche, nur im Volksmund gebräuchliche Bezeichnung „Em Treechda“ (=Trichter).  Die Ortsansässigen meinen damit den vorderen Teil des „Bubenheimer Weges“ bis zum „Valder“ hin. Wahrscheinlich ist das Wort topographisch geprägt, da das „Kümmchen“ und der anschließende, ehemals sehr enge Straßenzug zusammengenommen ein trichterähnliches Bild ergeben. – Weitere alte Bezeichnungen, die nur in der Umgangssprache verwendet werden, sind „die Bretz“, als eine Stelle innerhalb der früheren Bahnhofstraße und die „Kieha“ (= ehemals große Straßenkehre am Kreuzungspunkt Koblenzer Straße/Eisenbahn). Die Römerstraße, als ein lange für sich liegender Siedlungsteil, hieß vorübergehend „et Ströößje“.

In früheren Jahren gab es noch zahlreiche Pfade innerhalb des Ortes, die nicht bebaut waren, teilweise nach Eigennamen benannt („Münnichs-Gäßchen = Verbindung zwischen Aachener Str. und Mauritiusstr.), teilweise auch ohne Namen oder mit solchen versehen, die man nicht gedruckt wiedergeben kann (Sch…pfad, jetzt Kanalstraße). Sie führten häufig durch Gartengelände und dienten in der Hauptsache dazu, bei Bränden auf kürzerem Wege als durch die größeren Straßen die Menschenreihen stellen zu können, um die Löscheimer zu reichen. Meist beginnen sie deshalb bei einer Wasserstelle oder einem Branntweiher, beispielsweise der „Binsel“, in dessen Verlängerung der „Huh Patt“ (= hoher Pfad), ferner der „Pöschpatt“ (Pfad zum Pesch, von pascinium = Weide).

Von den Wegen zu den vielen Mühlen, die zu Rübenach gehörten – acht an der Zahl trieb der Rübenacher Bach an – sind der „untere Mühlenweg“, der „Schleifmühlenweg“ und der „Doppelmühlenweg“ erhalten geblieben; im übrigen waren die Mühlenbezeichnungen selbst auch gleichzeitig Wohnplatznamen.

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Seit den letzten hundert Jahren hat Rübenach eine überragende Entwicklung durchgemacht. Ganze Gemarkungen wurden besiedelt, neue Straßen angelegt. Jedes Jahrzehnt hat seine Heubaugebiete; dem Kundigen entschlüsseln sie sich zeitlich an den neu zugeteilten Straßennamen: Die „Kruppstraße“ erinnert an den zu Kaisers Zeiten hoch im Kurs stehenden Industriellen, der zudem in Rübenach eine Tongrube betrieb. Eine „Römerstraße“ (jetzt: Keltenstraße) bekam um 1900 nahezu jeder Ort, weil man damals die Historie entdeckte zu haben glaubte. Die „Jahnstraße“ (wegen des dort befindlichen Feuerwehrhauses heute: Florianstraße), vorübergehend eine „Raiffeisenstraße“ und die „Kolpingstraße“ (heute wie im 19. Jahrhundert wieder: Kruppstraße) sind hier zu erwähnen. Die Umbenennung der „Hundsgasse“ in „von-Eltz-Straße“ gehört ebenfalls in diese historisierende Epoche.

Der Bau der Eifelbahn Koblenz-Mayen kurz nach 1900 brachte entsprechende Änderungen in die am Ortsrand gelegenen Gartengebiete, an die heute nur mehr die „Gartenstraße“ (jetzt: Treverstraße) und die von einer Gewann Bezeichnung übernommene Prägung „Zwischen den Zäunen“ erinnern: Die „Banhofstraße“ und die „Dammstraße“ (beide jetzt: Lambertstraße) und die „Güterbahnhofstraße“ (nach einem Flurnamen jetzt Rosenbornstraße) beweisen es. Damals wurde der Große Schießplatz angelegt und die Schützenstraße (jetzt: Anderbachstraße) nötig. Auch die „Bergstraße“ (später amtlich „Mülheimer Straße“, im Volksmund „En der Läimkaul“, heute: Alemannenstraße ist neueren Datums. Die Gedächtnisstraße (ehemals „oberer Mühlenweg“) erinnert an ein schweres Ortsschicksal in jüngerer Zeit.

Einige Male – und in der Gegenwart erfreulicherweise zunehmend – wurden auch alte Flurnamen und Gemarkungs- oder Gewann Bezeichnungen beibehalten bzw. zu neuen Straßennamen umgewandelt: „Im Binsel“ (= Gartengebiet), „Straußpfad“, „im Holler“ (ev. von Hollunder), „Märkerweg“ (von dem Flurnamenbegriff „Marke“); „im Weickert“ (= ein von Weiden bestandenes Gewann bzw. Ort, wo Weihe = Sperber, Milan, Bussard oder Falke ihre Horste hatten; „im Bungert“ (= Baumgarten, d. h. ein eingezäuntes Obstgartenstück; „im Pastorsch Bungert“ wurde seinerzeit die neue Pfarrkirche gebaut; „Schießerweg“ (abgeleitet von abschüssig = Feldweg mit steilem Rain); „Anderbachstraße“ (von der Flurbezeichnung „am Anderbach“, = am anderen Bach, = Nebenader des den Ort durchlaufenden Hauptbaches, aus dem „Otter“ kommend); „in der Grünwies“ (ein durch die Nähe des Baches besonders gut bewässertes Weidestück); „Rosenbornstraße“ (sicherlich keine „metaphorische Flurbezeichnung“, sondern „Ruusebuur“ = Born, = ein natürlich fließender Quellbrunnen, der durch einen wilden Rosenstrauch gekennzeichnet war); „am Ried“ (eine mit Riedgras bewachsene Stelle); „in der Klause“ (= Absperrung, zu deuten im Zusammenhang mit der Befestigungsanlage) („Klaußen“ hieß man früher die wehrartigen Einbauten in Baäche zum Zwecke der Wasseransammlung oder Verhinderung des Uferabbruchs. Wiewohl in den schrifl. Quellen nicht nachweisbar, ein Grund mehr dafür, von der Flurnamenkunde beigesteuert, der – auch nach Lage der Gewann – auf eine gut ausgebaute Rübenacher Befestigungsanlage schließen lässt. – Erwägenswert wäre ferner folgende Deutung: „Klause“ nannte man auch den „brett- oder keilförmigen Verschluss, mit welcher der Müller den Ablauf des Wassers aus dem Mühlenteich zu der zum Wasserrad führenden hölzernen Rinne absperrt, bes. um den Mühlenteich bei geringem Wasserstande am unteren Ende abzuschließen, bis soviel Wasser angesammelt ist, dass es für mehrere Stunden zum Betrieb der Mühle genügt“); „Zwischen den Zäunen“ (könnte auf zu solchen Befestigungen meist gehörende Palisaden hinweisen) (Die mittelalterlichen Dörfer waren in der Regel von einem sehr stabilen Holzzaun umgeben zur Abgrenzung des Friedens- und Rechtsbereiches, zum Schutz vor Feinden und wilden Tieren und bes. um das Auslaufen des eigenen Viehs in die Flur zu verhindern, so die Redensart „im Zaun halten“); „Münsterweg2 (= ehemaliger Feldweg, der in der Randgewanne der Rübenacher Flur und damit des Amtes der Bergpflege führte, wo sie an diejenigen des kurtrierischen Oberamtes Münstermaifeld angrenzte).

Derartige Namensgebungen darf man wohl als besonders sinnfällig bezeichnen, weil sie das Wissen um historische Belange über die Gegenwart hinaus weitergeben. Hierhin gehört vor allem auch die seltsame Bezeichnung „Sentnicher Weg“. Es gibt Überlegungen, nach denen der Stamm „Sand-„ darin enthalten sein könnte. Aber Volksetymologie und populärwissenschaftliche Deutungen wollen dieses Wort von „sancta terra“ (= heilige Erde) ableiten, weil zur Kelten- und Römerzeit dort ein Götterheiligtum gestanden habe. (Siehe auch „Das alte Keltenheiligtum“) Bodenfunde gerade in diesem sehr wasserreichen Gebiet lassen diese Erklärung dennoch nicht als so unsinnig erscheinen, wie sie zuweilen hingestellt wird.

Manchmal liest man auch, dass in alten Zeiten hier der Ort „Sentiniacum“ (nach anderer Meinung „ Zaunheim“) gelegen habe, der durch spätere Neugründung „Riviniacum“ dann verlassen wurde und zur Wüstung geworden sein soll.

Letztlich wurden Mutmaßungen laut, dass sich eine dritte Wüstung in diesem Gebiet befunden haben könnte, nach dem alten Flurnamen „Hinter dem Thurm“ benannt. Irgendwelche greifbaren Anhaltspunkte – ein Gräberfeld oder sonstige Hinweise – gibt es derzeit für diese Hypothese nicht, so dass sie vorerst ins Reich der Spekulation verwiesen werden muss.

* * *

Als kleine Abschweifung und gleichsam als Schlussanhang mag es an dieser Stelle gestattet sein, noch einen Blick auf den Ortsnamen selber zu richten; der Volksmund weist die seltsamsten Deutungen: Rüben seien hier ehedem besonders angepflanzt worden; von dem lateinischen rupes (= Feld, Schlucht), von rivius (= Fluß, Bach) soll er abgeleitet sein, von ripa (= Ufer) und so noch an graue Vorzeiten erinnern, da Rhein und Mosel in flachem, breiten Bett dahinströmten und das Dorf „schon vor Koblenz“ am Ufer des sich hier vereinigenden Doppelflusses bestand. Nach anderer Auslegung soll ein römischer Patrizier namens Rufus in Rübenach als Befehlshaber der Besatzung residiert und der Ort so nach ihm den Namen „Rufiniacum“ erhalten haben. Solche volksetymologischen Erklärungsversuche sind natürlich nicht ernst zu nehmen. Zwar bleiben wir auf Mutmaßungen angewiesen, doch darf man (nach W. Kaspers) Rübenach (Rubiniacum) als sogenannten „-acum-Namen“ zum belegten Personennamen Rubinius, als Siedlung des (erschlossenen) Rubinius betrachten. Möglicherweise handelt es sich um die latinisierte Fassung eines gallischen Eigennamens. Das keltische Suffix –acum, das sich in „-acha“ wandelt, wurde später häufig als germanisch „aha“ = Wasserlauf aufgefasst. Funde im Ort und im Weichbild von Rübenach lassen den Schluss zu, dass die fruchtbare und geschützte Stelle an einem kleinen Wasserlauf immer besiedelt gewesen ist. Sprachgeschichtliche Deutungsversuche des Wortes Rübenach, die von verschiedenen Urkundenbeschreibungen im Mittelalter ausgehen (Rivenacum, Rivinacha, Rivenacho, Ribenahcho, Ryuenache, Ribanahha, Revenach, Ryvenach, Rovenah, Reuenah, Rivenak, Rievenich, Reffenach u. a.) wurden zwar schon versucht, brachten aber auch keine wissenschaftlich eindeutige Erklärung.

* * *

Andere Gebiete, die gleich ergiebig zu untersuchen wären, sind, wie dies hier nur andeutungsweise geschehen, die alten „Flurbezeichnungen“, ferner die „Hausnamen“, die, neben den Familiennamen bei der eingesessenen Bevölkerung teils heute noch in Gebrauch, keineswegs etwa „Spitznamen“, sonder gleichsam „Übernamen“ darstellten.
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Die Rüwwenacher Möck

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von Hans Gappenach

Es geht hier um den Anfang der dreißiger Jahre, als das Vereinsleben in Rübenach, noch aus den „Goldenen Zwanziger“ kommend, da man Shimmy und One-step tanzte,  eine große Nachblüte erlebte, und justament brachten es die vielen stehenden Gewässer im Bach- und Wiesengebiet um Rübenach mit sich, dass gerade zu dieser Zeit die Schnakenplage so groß war wie nie zuvor.
Nutzen wusste daraus der Karnevalsverein zu ziehen; ein Volkspoet reimte für eine Saison den Schlager:

Jao die Möck, jao die Möck
jao die Rüwwenacher Möck,
met dämm Länzje
an dämm Pänzje
sticht se alle noch verröckt!

Sicherlich keine Dichtung, die es verdiente, der Nachwelt überliefert zu werden, damals aber ein zündender Einfall mit einer schmissigen Melodie.

Manch Älterer wird sich noch an den seinerzeitigen Fastnachtsumzug erinnern, bei dem man riesige selbst gebastelte Stechmücken – unbekannten Marswesen ähnlicher als Schnaken – auf hohen Stangen durch den Ort trug. Das Lied von der „Rüwwenacher Möck“ wurde sogar ein kleiner  „Knüller“ und auch auf den Tanzsälen der umliegenden Orte gesungen und – wie bereits gesagt – ein Spitzname für die Rübenacher.

Den ganzen Text vom „Möckelied“ siehe hier
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Abt Dominikus Conrad

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von Hans Gappenach

In Alter von 79 Jahren starb am 7. 11. 1819 in Rübenach der Hw. H. Dominikus Conrad, einst Abt des Klosters Marienstatt. Geboren an 1. Oktober 1740 in Kärlich, war er zuerst Prior und wurde 1802 in sein hohes Amt gewählt. Er konnte die Geschicke des Klosters nur mehr wenige Monate lenken und zog sich nach der Säkularisation nach  Kärlich und schließlich nach Rübenach zurück, wo ein Verwandter, ein Sohn seines Bruders Johann, des Schultheißen von Kesselheim, ebenfalls als Schultheiß wirkte.
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Anno 1824

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von Hans Gappenach

In diesem Jahr wurde Rübenach von einer Epidemie heimgesucht, ähnlich den Masern oder Röteln – so beschreibt es der Pfarrer im Kirchenbuch –, an der eine beträchtliche Zahl Kleinkinder, aber auch ältere, starben. Die Ärzte wussten die Krankheit nicht näher zu benennen und gerühmte Mediziner, die man zu Rate gezogen hatte, erinnerten sich nicht an eine Sache von solcher Gefährlichkeit. Nie hatte sich seit Menschengedenken ähnliches in Rübenach ereignet.
Sämtliche Schulkinder – 182 an der Zahl, ausgenommen 12 – wurden innerhalb von vier Tagen zur gleichen Zeit von  der Krankheit gepackt, so dass die Schule vorübergehend schließen musste.
Unsere Urahnen standen sehr oft an frischen Kindergräbern. Scharlach und Masern, Ruhr und Typhus, Cholera, Diphtherie und Lungenschwindsucht waren noch bis 1900 furchtbare Menschheitsgeißeln, die vor allem Kinder und junge Menschen hinwegrafften.
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Die Kosaken kommen

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von Hans Gappenach

Die Kriegswirren um 1800 und sie anschließenden Befreiungskriege finden auch in Rübenachern Kirchenbüchern ihren Niederschlag. Der Pfarrer vermerkt mehrfach Todesfälle durch Gewehrkugeln. Vor allem die Soldaten der russischen Verbündeten bleiben, wie Archivdirektor H. Bellinghausen in einem Artikel „Die Russen in Koblenz“ (Heimatkalender 1955) nachweist, lange in peinvoller Erinnerung. Auch in Rübenach machten sie sich auf dem Durchzug 1813/14 als Plünderer bemerkbar. Als sie eines Abends auf der weit abliegenden Gappenachs Mühle erschienen, soll die Müllerin – so gemäß der Familientradition, sie war die Urgroßmutter des Schreibers, eine „gewichtige“ Person, die sie war, die Wittib Anna Sibylla geb. Dötsch, die Arme in die Hüften gestemmt und funkelnden Auges, die Soldaten, die mit aufgepflanztem  Seitengewehr auf sie eindrangen, derart angebrüllt haben, dass sie rückwärts zur Haustür hinauspurzelten.

Im richtigen Moment die richtigen Worte finden – das weiß die Geschichte – , diesem Umstand verdankt schon mancher sein Leben!
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