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Schreckensjahre 1794/95

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von Hans Gappenach

Im Winter 1794/95 und den anschließenden Monaten starben in Rübenach rund 200 Personen an einer „pestilenzartigen Seuche“, zumeist Menschen in den besten Jahren, – darunter auch das Müllerehepaar auf Gappenachs Mühle, die Ureltern des Schreibers, im Abstand von 2 Tagen, acht unmündige Waisen zurücklassend. Es wäre einmal zu prüfen, ob sich heute noch etwa in amtlichen Dokumenten etwas über die Krankheit ausmachen lässt und ob sie auf Rübenach beschränkt blieb. Der Pfarrer jedenfalls, der im Sterberegister zuweilen Angaben macht, wie im vorliegenden Buch mehrfach zu lesen, scheint vor diesem Elend, dass die Bevölkerung des Dorfes nahezu halbierte, stumm geblieben zu sein.

Zu dem oben angeführten Tode der beiden Elternteile schreibt er allerdings: „casus hic est ratissimus, qui forte nunquam in hac parochia exstetit“, d. h. „dieser Fall ist sehr selten, der sich  vielleicht noch nie in dieser Pfarrei zugetragen hat“.
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Die Geisterwiese

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von Hans Gappenach

Der „Hooch“, eine Gemarkung in der westlichen Flur von Rübenach, ist mit weiten sumpfigen Wiesen bedeckt, nur wenige Pappeln und Weiden beleben diese triste Fläche von mehreren Morgen Land. Der schmale Weg, der durch das Gelände führt, wurde ehedem viel befahren, weil er die Entfernung zu anderen Flurdistrikten erheblich verkürzte, wiewohl die schweren Wagen oft stecken zubleiben oder zu versinken drohten.

Eines Tages, als die Kirchenglocken des Ortes zu Mittag läuteten, befand sich gerade ein Bauer mit seinem Gespann auf diesem Wege. Plötzlich erhob sich das Gefährt von der Erde. In einer Höhe von fünf Metern schwebte es eine kurze Strecke dahin. Der Mann erschrak, hielt sich krampfhaft an den Holmen fest und wagte nicht aufzublicken. Nach einer Weile glitt das Gespann wieder zu Boden hinab. Die Pferde setzten ihre Fahrt fort, als sei nichts geschehen. Doch der Bauer lag in seinem Wagen und Hatte keinen Mut, die Zügel wieder in die Hand zu nehmen. Als er im Dorf ankam, fragte man ihn, warum er so verstört sei. Schnell verbreitete sich die Kunde von diesem Vorfall. Seit jenen Tagen wurde der Weg nicht mehr befahren und heute noch meidet man diese Stelle, wo die Geister um die Mittagszeit ihr Unwesen treiben.
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Dicke Milch

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von Hans Gappenach

Die Müllerin auf Hahns Mühle (eine geborene Flöck aus Mülheim) war eine sehr resolute Frau. Sie verstand es, dicke Milch anzusetzen, deren Güte in der ganzen Gegend bekannt war, so bekannt, dass Kaiserin Augusta, wenn sie sommers im Koblenzer Schloss weilte, häufig nach Rübenach auf die „Stiftsmühle“ kam, um sich an dieser erfrischenden Speise zu laben. Eines Tages begleitete sie ein hoher Ordonnanzoffizier aus vornehmen Geschlecht. Er löffelte ebenfalls aus dem irdenen Topf die kühle Milch, brockte sich aber kleine Brotstückchen hinein. Das brachte die Müllerin – übrigens eine Urgroßmutter des Schreibers – so in Wut, dass sie den Militär verächtlich mit „Du Saukerl“! anfauchte. Woraus wohl zu entnehmen ist, dass man, um den richtigen Genuss zu haben, ehedem dicke Milch unverfälscht und ohne jegliche Zutat zu essen pflegte.
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Die Berggeister

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von Hans Gappenach

Auf der Mülheimer Höhe bei Rübenach wurde seit Menschen-gedenken erstklassige blaue Tonerde ausgebeutet. Die Berggeister in den weitläufigen Stollensystemen unter der Rübenacher Flur sannen darob auf Rache. Sie wollten ihren wertvollen Besitz behalten. Zahlreiche Unfälle, die auch Menschenleben forderten, gehen auf ihr Konto, so sagen die alten Rübenacher.

Zum wirklichen Ausbruch kam das Unheil am 25. März 1906. Die Unholden hatten soviel Groll angestaut, dass er sich entlud. Tagelang vorher war schon im Berg Knistern und unheimlich dumpfes Rollen zu vernehmen. Dann setzte er sich in Bewegung, aber nicht in Richtung Rübenach, da hier in der Bergstraße (heute Alemannenstraße) ein heiliges Bild stand, sondern nach Mülheim hin. Die Erde hob und senkte sich, ganze Flurstücke samt Bäumen, Weg und Steg versanken in der Tiefe. Mit dem Schreckensruf „der Berg kommt!“ strömten die Bewohner aus den gefährdeten Ortsteilen ins Freie. Die Bergrutsch-Katastrophe brachte großen Schaden.

Nur die Jäger hegten vorher eine dunkle Ahnung; ihnen war aufgefallen, dass alles lebende Getier ganz plötzlich den gefährdeten Landstrich verlassen hatte.
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Die Wette

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von Hans Gappenach

Im unteren Mühlenweg wohnte ehedem die heute ausgestorbene Familie Hacht, zuletzt mehrere Junggesellen und die ihnen den Haushalt führende Schwester Gritt. Unter dem Vorwand, ihren Mut zu prüfen, hatten sich ihre Brüder einen Schabernack ausgeheckt und sie zu einer Wette gebracht; sie sollte in der Geisterstunde aus dem Schuppen des Totengräbers, der auch als Beinhaus diente, einen knöchernen Schädel holen.

Gritt schlich in der gleichen Nacht noch auf den Kirchhof, um die Wette zu gewinnen, hatte eben einen Schädel in der Hand, als es mit gruftdunkler Stimme ertönte: „Loß den stoohn, dä es meihn!“ Sie packte den zweiten und ebenfalls erscholl die Stimme: „Loß den stoohn, dä es meihn!“ Da riss ihr der Faden – sie hatte Haare auf der Zunge –, ergriff  den dritten und brüllte: „senn se dann all deihn, dä hei es meihn!“ und entschwand.
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Abriss der Geschichte von Rübenach

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von Udo Liessem

Für die  Entwicklung einer jeden Siedlung ist die Lage von größter Bedeutung: Rübenach liegt im mittelrheinischen Becken, in einer Mulde der Hauptterrasse zwischen der Rübenacher Höhe im Norden (bis 194,5 m über NN) und der Winninger Höhe im Süden (bis 191,7 m). Während die Riedel etwa ab 175 – 180 m mit diluvialem Löß bedeckt sind, wobei oberflächlich entkalkter Lehm vorherrschend ist, tragen die tiefer liegenden Partien trachytische Auswurfmassen, genauer gesagt: Bimsstein. Der Bubenheimer Bach und ein zweiter, südlich gelegener Wasserlauf, der sich unmittelbar unterhalb der Ortslage (Süden) mit dem erstgenannten verbindet, haben kleine Täler ausgeräumt und den Talgrund mit alluvialen Abschlämmassen verfüllt. Dieses feucht Gebiet, das bis  in die jüngste Zeit (Stand 1975) von Siedlungsmaßnahmen verschont war, hat es sogar in seinem südlichsten Punkt zur Ausbildung eines kleinen Flachmoores gebracht. Die Linie der Eisenbahn Koblenz-Mayen zeigt recht gut die südliche Ausdehnung dieses siedlungsfeindlichen Gebietes an, da der Streckenverlauf der Bahn das Gelände zu umgehen trachtet.

Der alte Dorfkern von Rübenach liegt hochwasserfrei zwischen 140 und 160 m, wobei die Masse der Häuser dicht an der 140-m-Isohypse liegt. Lediglich die Burg (150 m) und der Maximiner Hof (hart unterhalb der 160-m-Isohypse) bilden eine markante Ausnahme, die nur noch von der isoliert stehenden katholischen Pfarrkirche (170 m) übertroffen werden; der heutige Kirchenbau steht nördlich seiner alten Vorgänger, so dass früher Burg, Hof und Kirche eine räumliche Einheit bildeten. Oberhalb der Kirche, etwa 200 m nordwestlich von ihr, breitet sich das fränkische Gräberfeld aus, das durch den Bau der Autobahn weitgehend zerstört wurde. Mitten hindurch verläuft die 180-m-Isohypse.

Geographisch gehört Rübenach bereits zum Maifeld. Seit Jahrhunderten sind jedoch Bindungen und wirtschaftliche Ausrichtung nach Koblenz unverkennbar.

  1. Das frühe Mittelalter
  2. Lehnswesen und Besitzverhältnisse im Mittelalter
  3. Gerichtsbarkeit im Mittelalter
  4. Aussehen und Ausdehnung im Mittelalter
  5. Soziale Strukturen
  6. Orientierung zur Stadt
  7. Besitzverhältnisse
  8. Religiöse Verhältnisse
  9. Die alte Kirche
  10. Schulwesen
  11. Auswirkungen der franz. Revolution
  12. Rübenach wird preußisch
  13. Beginn des Kartoffelanbaues
  14. Neue Straßen und Verbesserung der Verkehrsverhältnisse
  15. Wirtschaft im 19. Jahrhundert
  16. Neubau des Pfarrhauses
  17. Der große Brand und Wiederaufbau
  18. Neubau der Kirche
  19. Die Zeit bis zum 1. Weltkrieg
  20. Änderung der Wirtschaftsstruktur nach 1900
  21. Die Zeit nach dem 1. Weltkrieg
  22. Rübenacher Wahlergebnisse
  23. Das Dritte Reich
  24. Vom Kriegsende bis zur heutigen Zeit
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Wilfried Geißen – Fotografie

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passbildWilfried Geißen (†) war ein begeisterter Hobbyfotograf. Seine bevorzugten Motive waren Nachtaufnahmen, Landschaften aber auch Aufnahmen von Hochzeiten, Gruppenfotos, wie auch spezielle Fotos für Ausstellungen. Die hier vorgestellten Bilder sind nur ein kleiner Querschnitt aus einem riesigen Fotoarchiv.

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Das alte Keltenheiligtum

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von Hans Gappenach

Unter den Rübenacher Flurbezeichnungen ist der Name „Sentnicher Weg“ der seltsamste.  Das Herkunftswort „Santiniacum“ bedeutet „heilige Erde“. Die Volksüberlieferung will wissen, dass sich in früherer Zeit hier ein Keltenheiligtum befunden habe, ja Menschenopfer seien ehemals dort von den Druiden dargebracht worden, um die Götter gnädig zu stimmen. Das wimmern der armen, unschuldig gemarterten Seelen soll hier zuweilen heute noch in nächtlicher Stille zu vernehmen sein.

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Der Baumstumpf

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von Hans Gappenach

Als abends ein Mann von Koblenz nach Rübenach heimkehrte, hätte er sich gerne eine Pfeife angesteckt, doch trug er nur ungeschnittenen Tabak bei sich. Er war schon in der Nähe des Dorfes, an der Stelle, wo rechts und links der Straße die vielen Eichenstümpfe standen, von denen im Volksmund noch manch grausame Erzählung lebt.

Kühn trat der Wanderer heran und schnitt sich auf einem der Baumstümpfe  seinen Tabak. Eben wollte er sich die Pfeife stopfen, da bewegte sich der Stumpf, wurde größer, nahm Gestalt an und sprach mit schauriger Stimme: „Da sieh, wie du mir den Kopf zerschnitten hast! Wärst du nicht ein so guter Mensch, so müsstest du auf der Stelle sterben!“ Damit schrumpfte die Gestalt wieder in den Stumpf zusammen. Der Mann aber hat nie mehr gewagt, im Dunkeln allein an dem gefährlichen Ort vorüberzugehen.
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Alsbach

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von Hans Gappenach

Als Vorbemerkung muss man wissen, dass das halbe Dorf Rübenach aus Alsbach, Dötsch, Moskopp und Zerwas besteht. Dann kann es durchaus leicht zu einer solchen Konstellation kommen wie folgt:
Hochzeit im Jahre 1923. Bräutigam: Toni Alsbach (genannt Schmidds Ton, weil in dem Hause früher eine Schmiede war). Braut: Luise Alsbach. Standesbeamter, Bürgermeister und Schwiegervater: Peter Alsbach. Trauzeugen: J. Alsbach und P. Alsbach.
Der Bürgermeister zog allen Ernstes in Erwägung, ob man diesen Ring nicht wenigstens an einer Stelle durchbrechen und aus Weißenturm einen anderen Standesbeamten kommen lassen sollte.
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