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Nebenverdienst

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von Hans Gappenach

Der Bedauernswerte entstammte einer mit Kindern überreich gesegneten armen Taglöhnerfamilie und soll dem Vernehmen nach (vor 1900) auf der „Eselsbank“ aus der Schule gekommen sein. Sein Spitzname lautete.: „Essigp…“. Wurde der Kleine von seiner Mutter zu Eichesbaas nach Essig geschickt, so wusste er sich die 5 Pfennig Kaufgeld dergestalt zu ergattern, dass er die Flasche auf eine sehr einfache Weise in der nächsten Ecke abfüllte. Aber darüber mehr niederzuschreiben, verbietet der gute Geschmack.
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Liebeserklärung an den Rübenacher "Bröckerbach"

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von Hans Gappenach

broeckerbachWie kann man einem wenig poetisch und romantisch veranlagten Menschen aus der Welt der kommerziell ausgerichteten Gegenwart klarmachen, dass hier eine Lobeshymne gesungen werden soll auf einen Bach, ein kleines Rinnsal also, das an heißen Sommertagen möglicherweise für die in der Nähe wohnenden Anlieger nicht immer Freude brachte, vielmehr, wenn der Schlamm zu riechen begann, in gewissen Grenzen vielleicht auch eine Brutstätte für Fliegen, Ratten und ähnliches Ungeziefer war. Das wird nicht leicht sein!

Der Bröckerbach (Red. heute Brückerbach) gehört zum Ortsbild von Rübenach seit eh und je. Schon häufig gab es Pläne, ihn im Zuge von Kanalisationsarbeiten verschwinden zu lassen und unterirdisch aus der Gemarkung abzuleiten. In machen Ortsteilen wurde er verrohrt – beispielsweise in der „Bachstraße“ (heutige Grabenstraße) – und so dem Blick entzogen.

brueckerbach_3„Die Bach entspringt eine halb Stund ober Rübenach und verlauft sich wiederum eine halb Stund unter dem orth nemlich in den Wiesen“, so beschreibt eine ältere Quelle diesen kleinen Wasserlauf. In seinen Hauptadern aus der Gemarkung „im Sentnicher Weg“ kommend, weitere, teils unterirdische Quellen aus dem „Otter“, aus dem Dorf selbst und dem „Wäschebuur“ (Bereich Gülser Weg) hinzugewinnend, durchläuft der Rübenacher Bach den Ort genau in der Mitte, vom ehemaligen Sportplatz aus streckenweise gefasst, dann in ein Wiesengelände einmündend in großen Kehren bis an die Hauptstraße (heute Aachener Straße). Von dort bietet er ein völlig anderes Bild; hochgelegen fließt er in weiten Määndern nach Bubenheim hin.

brueckerbachAuf seiner ganzen Länge trieb der Bach – wasserreich selbst im heißesten Sommer – früher verschiedene Mühlen, von denen die meisten noch stehen. Alte Quellen nennen immer acht, in neuester Zeit ließt man von zehn; das ist jedoch irrig und kommt von Doppelzählungen her, da einige Mühlen häufig den Besitzer wechselten und damit auch ihre Namen. In der schon genannten Urkunde von 1784 heißt es: „Ungeachtet die Bach nur eine Stund wegs weith entspringt und wiederum versenkt, so treibt sie dennoch acht Mühlen: nämlich die beiden Gappenachs Mühlen, die Mühlenpeters-, die Dötschen-, die Doppel-, die Hahns-, Zilzen- und Kiliansmühle“. Heute kennt man nur noch einige unter diesem Namen. Eine Lebensader war also hier der Bach, indem er mit seinen Kräften die mahlenden Mühlsteine trieb, die der Dorfbevölkerung, aber auch teilweise für die Bewohner der Stadt Koblenz, das Mehl bereiteten.

Den Namen „Bröckerbach“ trägt die kleine Wasserader eigendlich nur im Bereich der Brücke. Am Ortsbeginn schnitten sich Bach und Hauptstraße (Aachener Straße) nach Koblenz. Dort war immer ein Brückenbauwerk vonnöten. Deshalb hieß jenes Gebiet zu allen Zeiten der Bröckerbach.

Wie vielen alten Rübenachern mag dieser Punkt eine Quelle schöner Erinnerungen sein! Immer mit hohen Bäumen bestanden, galt er als „heimelig-unheimlicher“ Ort. In manchen Sagen und Erzählungen taucht er auf.

Noch vor wenigen Jahrzehnten war der Begriff „Bröckrebach“ für die kleinen Hosenmatze ein Zauberwort. Der Name schon ließ ehedem, als Ziel für einen „Sonntagmorgen-Spaziergang“ genannt, ihre Herzen höher schlagen. Das war ein wirklicher Ausflug! Ein weiter Gang! Besonders wenn er auf Umwegen über die Kruppstraße und den Strauß-Pfad erreicht wurde. Da war Leben! Da traf man andere Kinder. Da konnte man massenweise saubere Steine aus dem Wasser fischen und an anderer Stelle wieder  hineinplatschen. Schiffchen konnte man auf der einen Seite der Unterführung los schwimmen lassen, um hinüber zu laufen und zu warten, bis sie aus der Dunkelheit wieder zu Vorschein kamen.

brueckerbach_2Schön war auch das umliegende Wassergelände, ein unberührtes und damals wenig betretenes Gebiet. Die Jungen suchten sich in den sumpfigen Tümpeln die Frösche und Salamander für ihr Hausaquarium; die Mädchen fanden Blumen zu jeder Jahreszeit.

Die Weiden am Wasserlauf lieferten den Kindern – nun größer geworden – immer frische Schösslinge zum Schnitzen von Pfeifen. Schließlich – wie der Lauf der Welt es will, dass Jungen und Mädchen zusammenfinden –,  war der „Bröckerbach“ ein schnell über die Lippen gehauchtes Wort, wenn ein Pärchen nach einem Treffpunkt für ein Rendezvous suchte.

Aber auch Sorgen bereitete dieser Bach den Rübenachern. Bei starken Regenfällen trat er über die Ufer. Beim großen Wolkenbruch am Pfingstmontag dem 16. Mai 1932, wurde er gar zu einem Strom von unübersehbarer Breite, verwüstete weite Landstriche und bildete am Bröckerbach einen See vom Bahndamm bis zum Dorf. Kälber und Schweine aus den Ställen hatte er ertränkt und mit sich fortgerissen, Möbel aus Wohnungen und Ackergerät vom Hof. Selbst Menschen brachte er in Lebensgefahr.

So hat der Bach das Schicksal des Dorfes stets geteilt, die schönen wie die bösen Stunden. Er hat die Ansicht und das allgemein Atmosphärische von Rübenach westlich mitbestimmt.
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Nach dem verlassen der Gemarkung Rübenach ändert der Brückerbach übrigens sein Name und heißt ab da Bubenheimer Bach.

1985 erhielt er im Bereich Zilsmühle östlich der Ortslage ein Regenrückhaltebecken. Immer wieder kam es bei Starkregen in seinem weiteren Verlauf zu Überflutungen. Kurz nach Fertigstellung des Beckens ließ man es von Seiten der Stadt Koblenz einmal volllaufen, sodass hier vorübergehend ein kleiner See entstand.

2018 wurde im Bereich ein ca. 300 Meter langes Teilstück renaturiert. Auch in diesem Abschnitt konnte das alte Bachbett bei Starkregen die Wassermassen nicht mehr aufnehmen, sodass es auch hier gleichermaßen zu Überflutungen kam. Insgesamt wurden in die Erneuerung 800 000,- € investiert.

(Fotos Herbert Hennes und Berthold Schwamm)

Die Jahre 1933 – 1945

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von Hans Gappenach

In vielen Ortsgeschichten wird die Zeit des „tausendjährigen Reiches“ schamvoll übergangen, verdängt, totgeschwiegen! In Chroniken und Aufzeichnungen – wofern diese überhaupt noch vorhanden – findet man die betreffenden Seiten oft herausgerissen; zuweilen sind auch ganze Abschnitte geschwärzt, einzelne Passagen gelöscht oder auf andere Weise unleserlich gemacht. Meines Erachtens gibt es in Rübenach zu solchen Verhalten keinen Grund.

Ebenso wie man diese Jahre nicht aus großen Historie streichen kann, sollte dies hier nicht geschehen. Zwar war der Ort in der Hauptsache durch seine bäuerliche Bevölkerung in einer guten Lage; sie war kaum in Bedrängung oder seelische Konflikte zu bringen: Getreide und Kartoffeln werden auch unter Diktaturen gebraucht.

Der Machtkampf der Parteien in den zwanziger Jahren war auch in Rübenach unerquicklich wie überall; er hat sich wahrscheinlich nirgendwo anders dargeboten: Es gab auch hier marschierende SS-Kolonnen, dumpf trommelnde Hitlerjugend-Gruppen mit „Heute gehört Deutschland und morgen die ganze Welt!“, Schlägereien zwischen rivalisierenden Parteien, schreiende Plakate „Wer Hitler wählt, wählt Krieg!“ und skandierende Lautsprecherwarnungen: „Hitler – der Trommler – der allen alles verspricht – und daher nichts halten kann!“

Aber aus einem 30jährigen Abstand rückschauend, kann man heute feststellen, dass menschengefährdender Fanatismus nirgends sichtbar wird, die „Hohheitsträger“ der Partei und Verwaltungsämter alle maßvoll waren, vielfach wahrscheinlich sogar Unglück von Familien abwenden konnten: Pfarrer wurden keine verhaftet, niemand aus Rübenach kam ins KZ, Juden lebten keine hier.

Damit ist nicht gesagt, dass nicht einzelne Menschen, deren trotzige Haltung allgemein bekannt war, sehr zu leiden  hatten und viele, ob ihres unbeirrbaren Standpunktes beruflich nicht weiterkamen. Die Ängste und seelischen Nöte, in die unter einer Diktatur – noch dazu unter einer so gnadenlosen – der einzelne Mensch kommt, können hier nicht beschrieben werden. So sehr man auch Ehrfurcht vor der Handlungsweise jener haben muss, die in dieser Zeit ihr Leben riskierten und oft genug verloren, musste es anderseits auch Menschen geben, die den Wunsch hatten, zu überleben sich „nach der Decke streckten“. Respekt allen, die diese Jahre einigermaßen ehrenvoll überstanden und sei es unter Selbstäußerungen und Selbsterniedrigungen! Heldentum ist nur etwas für einzelne wenige!

Glück all jenen, die in solchen Zeiten nicht vor eine schlimmere Gewissens-entscheidung gebracht wurden, von der Wohl und Leben – bei der damals gehandhabten „Sippenhaft“ oft genug auch Leben und Tod der Familie – abhingen.

Die Schlussrechnung hatten schließlich alle gemeinsam zu bezahlen: Von den Opfern, die der Krieg forderte, auf den dieses Regime von Grund auf angelegt war, blieb kaum eine Rübenacher Familie verschont.
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Liste von Flurnamen der Rübenacher Gemarkung

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von Udo Liessem

Die Liste der folgenden Flurnamen ist bei weitem nicht vollzählig. Aus Zeitmangel konnten nur wenige Akten des Landeshauptarchivs in Koblenz durchgesehen werden (1975): Abt. 117 Nr. 420, beinhaltet eine Aufzählung des Besitzes der Koblenzer Jesuiten. Im Band 2 ist das Kapitel „Descrptio Bonorum in Rubenach de A(nn)o 1622“ enthalten; die Feststellung des Jesuitenbesitzes in Rübenach wurde im Jahre 1721 noch einmal auf den damals neuesten Stand gebracht (ebenfalls im Band 2). Leider ist diese Auflistung der Jesuitischen Güter keine Karte beigegeben. In Abt. 117 Nr. 507 wird eine Aufzählung des ehemaligen v. d. Arken´schen Besitzes (aus 1498) vorgenommen: dieser Besitz kam später an die Jesuiten. Schließlich wurde noch die Karte der Metternich´schen Besitzungen (aus 1789) ausgewertet: Abt. 702 Nr. 743.

1. Flurnamen A – D; E – L; M- Z;

2. Wege, Pfade und Straßen

3. Mühlen
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Der große Brand und der Wiederaufbau

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von Udo Liessem

Am 5. Juni 1841 brach um 15:30 Uhr eine Katastrophe über Rübenach herein, die drei Tage dauerte und das mittelalterliche Bild des Ortes ganz vernichtete. Gemeint ist der große Brand, der in einer Zimmermannswerkstatt entstanden sein soll. Besonders schlimm war der Zeitpunkt des Entstehens, da fast alle erwachsenen Rübenacher auf dem Felde waren. Der Versuch der Rübenacher Feuerwehr, den oberen Teil des Dorfes zu retten, gelang teilweise, wie einige ältere Fachwerkhäuser beweisen können. Die Hundsgasse (von-Eltz-Straße) wurde vor allem durch die Kettiger Feuerwehr gerettet. Neben den Wehren von Kettig waren die von Bassenheim, Bendorf, Dieblich, Güls, Kärlich, Kesselheim, Kobern Koblenz, Metternich, Mülheim, Neuwied, St. Sebastian, Urmitz und Vallendar zur Hilfe gekommen. Der Brand konnte jedoch nicht gelöscht, sondern nur eingedämmt werden. Der Regierungspräsident Freiherr von Schleinitz kam persönlich nach Rübenach. Der Brand zählte vier Opfer (zwei davon erst später durch erlittene Brandwunden), außerdem noch drei Schwerverletzte. 99 Familien (= ca. 540 Personen) hatten ihren gesamten Besitz verloren; 38 Stück Weidevieh, mehr als 100 Schweine und nicht gezähltes Kleinvieh kam um. Der Verlust an Bausubstanz betrug etwa 50%, denn Rübenach zählte damals 207 Feuerstellen; 101 Häuser mit 350 Nebengebäuden waren abgebrannt. Der Gesamtschaden belief sich auf ca. 100000 Taler von denen nur 36000 Taler von der Versicherung abgedeckt waren. Die Aufräum- und Aufbauarbeiten, wobei Winningen, St. Sebastian und das Koblenzer Militär halfen, begannen sofort. Eine Verzögerung des Wiederaufbaus brachten die Verhandlungen zum Ankauf des Geländes, das notwendig war, um der Straße Koblenz-Mayen einen geraden und breiten Verlauf durch den Ort zu ermöglichen. Die jetzige „Alte Straße“ ist noch ein Teil des ursprünglichen Verkehrsweges von vor dem Brand.

Wie gesagt, die Bautätigkeit setzte sofort wieder ein: So errichtete Bernhard Kray 1841 ein Wohnhaus in der „Hundsgasse“ (=v.-Eltz-Straße), das 300 Taler wert war; ein Jahr später – 1842 – baute er noch eine Scheune, deren Wert mit 600 Taler angegeben wurde. Sie lag an der „Judengasse“ (= Mittelstraße, heute Gotenstraße). Der Hof (Haus und Scheune) trug die Nummer 129, denn das ganze Dorf war durchnummeriert. Am wichtigsten in diesem Zusammenhang ist, dass Kray sofort 1841 bzw. 1842 den Hof und Scheune bei der „Rheinischen Provincial-Feuer-Sozietät“ versicherte. Die Angst vor der Vernichtung durch einen Brand saß doch sehr tief!

Das der Brand 1841 solch einen verhängnisvollen Verlauf nehmen konnte, war hauptsächlich auf die Fachwerkbauweise zurückzuführen. Noch kurz vor dem Brand ist mit viel Holz gebaut worden. Sowohl bei dem Haus „Aachener Straße“ 54 als auch in der „Alte Straße“ 18, beide Anwesen sind auf 1828 datiert und haben den selben Baumeister gehabt, erhebt sich über einem steinernen Erdgeschoss ein Fachwerkgeschoss. Die Anordnung der Hölzer ist einfach aber gekonnt. Einzige Zierde bilden rautenförmige gestellte Streben als Füllwerk im Feld unter den Fenstern. Die Läden sind bewusst als Schmuck empfunden. Die Häuser tragen Krüppelwalmdächer. Ähnlich ist das Haus „Mauritiusstraße“ 21, im Gegensatz zu den beiden vorgenannten steht es mit der Giebelseite zur Straße. Dieses Gebäude wird ebenfalls noch vor dem großen Brand errichtet worden sein (um 1830). Ob die ehemalige Eltzer Rentei „Aachener Straße“ 76, das Eltzer Wappen ist jetzt noch vorhanden, dem späten 18. oder dem frühen 19. Jahrhundert angehört, lässt sich ohne weiteres nicht entscheiden, da der Bau sehr entstellend verputzt ist. Vorbild für die angeführten Bauten könnten Häuser wie das Eckgebäude „Mauritiusstraße“ – „v.-Eltz-Straße“ gegeben haben (spätes 17. Jahrhundert). Hatten die gerade vorgestellten Häuser massive Erdgeschosse – wie auch noch eine Reihe anderer Rübenacher Fachwerkbauten – so ist das kleine Häuschen „Mauritiusstraße“ 51 ganz in Fachwerk hochgezogen worden (18. Jahrhundert, wahrscheinlich aber ältere Reste in der nördlichen Erdgeschosswand).

Doch schon das Haus „Mauritiusstraße“ 29 aus dem Jahre 1838, ist voll massiv und ebenso das ein Jahr jüngere Pfarrhaus. Nach dem Brand ist kein Fachwerkbau mehr errichtet worden. Hauptbaumaterial für die neuen Häuser bildeten nun Basaltlava und Lavakrotzen (=Schaumlava). Die Strohdächer wurden restlos durch die Schieferdeckung verdrängt, Das streckenweise auf den ersten Blick trostlose Ortsbild bietet jedoch bei genauerem Hinsehen höchst wechselvolle Perspektiven.

Das Dorf Rübenach stellt interessante baugeschichtliche Nachahmungen vor: Nach dem Brand wurde ja unmittelbar mit den Neuaufbau begonnen, wobei den Rübenachern ein kurz vorher fertig gestelltes Haus so beeindruckt hat, dass sie es immer wieder bei ihren Neubauten kopiert und variiert haben. Das Vorbild gebende Gebäude ist das durch v. Lassaulx errichtete Pfarrhaus gewesen! Manchmal wurden auch nur Details, wie etwa das Traufgesims nachgebildet. Nur einmal wagte sich einer der (lokalen) Baumeister an die Nachahmung der Lassaulx´schen Flächenmosaike aus verschiedenfarbigem Steinmaterial und zwar beim Haus „Lambertstraße“ 1. Dieses Haus zeigt überhaupt den stärksten Lassaulx Einfluss. Selbst die Türen, die der Koblenzer Baumeister angewandt hatte, wurden nachgeahmt. Wenn auch die originalen Türen am Pfarrhaus heute nicht mehr vorhanden sind, so kam doch durch den Vergleich mit noch erhaltenen Türen an anderen Bauten des von Lassaulx auf die Rübenacher geschlossen werden. Leider kann ein ins einzelne gehende Untersuchung der Lassulx´schen Einflüsse, sei es den Gesamtbau oder auch nur das Detail betreffend, aus Platzgründen hier nicht durchgeführt werden. Im ganzen betrachtet sind die Nachahmungsversuche sehr einfach, zeugen von viel gutem Willen aber wenig großem Können. Die Häuser „Aachener Straße „ 53, 55, 67, 81, 87, 96, 98, 104; „Lambertstraße“ 1, 7, 11; „Mauritiusstraße“ 35 tragen deutlich den Einfluss Lassaulxs zur Schau wobei die Liste hiermit nicht vollständig ist, auch fehlen noch Häuser, die nur im Detail durch Lassaulx beeinflusst worden waren. Selbst das Anwesen „Hollerstraße“ 3 Backsteinbau um 1910) und „Grabenstraße“ 52 (nach 1900) können das Vorbild Lassaulx nicht verleugnen. Das letztgenannte Haus , ein Stilmonstrum, weist auch eine Stuckrose im Stile des Sebastiani, also Barockmerkmale auf.

Hier soll noch ein etwas später entstandenes Wohnhaus erwähnt werden, “Gotenstraße“ 8, eigentlich ein recht bescheidenes Anwesen (um 1860), das aber eine Besonderheit durch die frühe Verwendung von Bims darstellt. Der Bimsstein ist hier nicht als tragendes Element verwandt worden, sondern als (teurer) Zierstein am Hauptgesims.

Das Dorf erweiterte sich nach dem Brand hauptsächlich in südliche Richtung, baute aber besonders die Straße Koblenz-Mayen (= „Aachener Straße“) als Hauptachse großzügig aus. Hier stehen die Bauten mit der Traufseite zur Straße, gestalten also ihre längere Breitseite zur Schaufront, während in den anderen Straßen vornehmlich die Giebelseite vorgezeigt wird.

Das 1810 errichtete Schulgebäude war schon bald zu klein geworden, denn bereits 1855 besuchten 130 Knaben und 145 Mädchen diese Schule. So dachte man daran, ein geräumigeres Gebäude zu errichten. Für 4400 Taler wollte Friedrich Albert Cremer (1824-1891), von 1855 bis 1859 Wasserbaumeister beim Oberpräsidium in Koblenz, die neue Schule bauen, wozu noch 800 Taler für die Hofgebäude (Toilettenanlage) und die Einfriedung gekommen wären. Das Schulhaus sollte vier Schulsäle, jeder ca. 600 Quadratfuß groß, enthalten, die für 480 schulpflichtige Kinder ausreichen sollten (pro Saal 120 Schüler!). „Die Wohnung für einen oder mehrere Lehrer, ist in dem vorliegenden Entwurf nicht mit aufgenommen worden, weil beabsichtigt wird, solche durch Ausbau des alten Schulhauses zu gewinnen“. Das Gebäude sollte aus Krotzen „welche in Rübenach das übliche Baumaterial bilden und welche wegen ihrer Trockenheit und Festigkeit vorzügliche Bausteine geben mit dazwischen gelegten sechszölligen gelben Schichten von Tuffstein erbaut“ werden. Das Haus, mit der Traufseite zur Straße, sollte einen Mittelbau erhalten, „dessen Giebel durch das steigende Bogenband dekoriert ist“ (also auch hier scheint sich ein Einfluss Lassaulx zu zeigen).

Zu diesem Plan legte Hermann Nebel (1816-1892) , 1847 bis 1883  Stadtbaumeister in Koblenz, einen eigenen Alternativentwurf vor (Pläne noch erhalten). Auch hier waren wieder vier Schulsäle vorgesehen, jedoch „nur“ für je 100 Kinder. Ein zweiter Plan Nebels, der das Erdgeschoss mit einem Schulraum zeigt, dafür aber mit Lehrerwohnung (Küche und Wohnstube) dürfte wahrscheinlich den Umbau das alten Schulgebäudes von 1810 betreffen.

Beide, Cremer und Nebel, kamen nicht zum Zuge, denn 1858 legte A. H. Osterhaus eine Liquidation vor, die sich aus mehreren Einzelposten zusammensetzte (Aufmass der Baustelle, Anfertigung des Bauplanes, Aufstellung des Kostenvoranschlages, Bauleitung, Reisekosten etc.) und die sich auf 200 Taler belief.

Der Vollständigkeit halber soll noch auf den dritten Schulneubau des 19. Jahrhunderts kurz hingewiesen werden: Vom Mai 1894 bis Mai 1895 ist das Gebäude für nur 21000 Mark errichtet worden.
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Neubau des Pfarrhauses

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von Udo Liessem

1656, anlässlich seines, wohl nur teilweise Zusammenbruchs erstmalig erwähnt, wurde es 1680 von der Zivilgemeinde neu gebaut und 1785 war es noch in gutem Zustand. Eine zugehörige Scheune hatte die Familie von Walderdorf erbauen lassen. 1832 war eine Renovierung nötig, 1835 sollten am Pfarrhaus Reparaturen „unter Zuziehung des (Königlichen) Bau Inspektors v. Lassaulx von einem tüchtigen und zuverlässigen Handwerker“ durchgeführt werden. Die Arbeiten unterblieben aber und am 28. Januar 1839 beschloss man, das Haus zum Abbruch zu verkaufen. Was bis heute (Stand 1975) nur angenommen wurde, nämlich dass einer der bedeutendsten Baumeister der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der Koblenzer Johann Claudius von Lassaulx (1781 – 1848) das Pfarrhaus erbaut habe, ist durch Aktenfunde im Landesarchiv Koblenz nachweisbar. Das geht u. a. aus einem Schreiben des Landrates vom 2. Februar 1839 hervor. Lassaulx plante damals die beiden Pfarrhäuser von Rübenach und Kettig gleichzeitig. Am 17. Februar 1839 wurden die Arbeiten vergeben; ausführender Baumeister war Jacob Noertersheuser, ein Maurermeister aus Dieblich. Vom 31. März 1840 datiert v. Lassaulx Liquidation über Pläne und Kosten(vor)anschlag. Die totale Bausumme betrug (abgerundet auf Taler) 2586 Taler, das Honorar für v. Lassaulx machte ganze 21 Taler aus! Leider ist das großartige Gebäude durch die Aufstockung von 1904/05 stark in seiner Wirkung beeinträchtigt worden.

Siehe auch unter Chronik: Drei bedeutende Kunstdenkmäler in Rübenach Das Pfarrhaus (1839) von Udo Liessem.
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Wirtschaft im 19. Jahrhundert

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von Udo Liessem

Rübenach war, wie gezeigt werden konnte, schon immer auf Koblenz hinausgerichtet gewesen; diese Orientierung erweiterte sich ständig. Mit zunehmender Größe und abnehmender Eigenversorgung war Koblenz immer mehr von seinem Umland abhängig. Rübenach mittlerweile voll landwirtschaftlich organisiert, der Weinbau, nie dominierend, spielte jetzt überhaupt keine Rolle mehr, lieferte seine Produkte vornehmlich ins nahe Koblenz, verschickte aber seine Kartoffeln, für die der Ort noch heute „berühmt“ (?) ist, auch in die nähere und weitere Umgebung. Wie die Tranchot-Karte durch ihre Signatur ausweist, war der Obstanbau um 1810 schon sehr beträchtlich. Die Bungerte befanden sich vornehmlich in der Nähe der Ortslage. Im 19. Jahrhundert wurde ein nicht unbedeutender Viehmarkt im Dorf abgehalten. Auch der gemeindeeigene Wald von 375 Morgen stellte einen wesentlichen Wirtschaftsfaktor dar.

Nicht unbedeutende tertiäre Tonvorkommen auf der Rübenacher Höhe und Kiesgruben ebendort wurden spätestens seit dem (frühen) 19. Jahrhundert ausgebeutet. Wenn die Unternehmungen auch hauptsächlich von außerhalb ausgingen, waren doch Rübenacher Arbeiter im Ton und Kies beschäftigt. Da die große Gefahr in den Gruben unbedingte Disziplin nötig machte, wurden bei geringsten Verstößen harte Strafen verhängt, die das „Disciplinar- Reglement für Arbeiter auf den Tongewinnungen bei Kärlich und Mülheim“ vom 3. Dezember 1863 festsetzte. Verfasser vermutet, ohne es allerdings bis jetzt nachweisen zu können, dass der Ton über Rübenach schon seit dem (späten) Mittelalter abgebaut worden ist und das es wahrscheinlich im selben Zeitraum eine dorfeigene Töpferei gegeben haben wird. Interesse verdient ein Satz: „Teilweise erwarb die Großindustrie eigene Tonlager, wie z. B. Krupp in dem alten Pfeifenbäckergebiet am Rande des Neuwieder Beckens in Rübenach niederließ und dort den Übergang der Tonindustrie zum Großbetrieb mit anbahnte“. Auf der Rübenacher Höhe  beuteten 1897 vier Firmen die „Erstklassige blaue Tonerde“ ab; die Fördermenge betrug jährlich 24000 Tonnen, davon fielen 10000 Tonnen auf die Firma Krupp (Essen), 10000 Tonnen auf die Firma Ludwig (Koblenz), 3000 Tonnen auf die Firma Mannheim (Kärlich) und 1000 Tonnen auf die Firma Witwe Peter Müller aus Rübenach.

Einen Hinweis verdienen die Bergwerks- und Hüttenbesitzer Telemaque Michiels und Georg Michiels aus Eschweiler, die 1848 eine „Conzession zur Gewinnung von Eisenstein in der Gemarkung Urmitz, Kaltenengers, St. Sebastian, Mülheim, Bassenheim, Hengsthof, Eisenhand, Rübenach, Bubenheim, Metternich und Rohrer Hof, Bisholder, Wolken, Winningen“ erhielten. 1857 wurde dem Koblenzer Eisenbahnbaumeister Johann Georg Schwarz eine „Conzession zur Gewinnung von Eisen- und Kupfererzen in den Gemeinden Gülz, Bisholder, Winningen, Cobern, Wolken, Rübenach, Metternich“ erteilt. Und schließlich bekam der Bergwerksbesitzer F. Helmich aus Hattingen eine Konzession – 1858. Er wollte Eisenerze in den Gemeinden Mülheim, Rübenach, Bassenheim, Wolken und Kobern fördern. Alle diese Vorhaben ließen sich nicht realisieren.
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Rübenacher Vereinswesen

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von Werner Reif und Herbert Hennes

In Rübenach gibt es eine Vielzahl von Vereinen. Einige davon sind schon über 100 oder wie der Kirchenchor gar mehr als 300 Jahre alt. Andere wiederum wurden gegründet, haben sich aber in Laufe der Zeit bereits wieder aufgelöst. Rübenacher Vereinsgeschichte, die in ihrer Gänze heute nur bedingt nachzuvollziehen ist.

In der Vergangenheit sprach man meist von Bruderschaften. 1656 verzeichnete die Pfarrchronik eine Mauritiusbruderschaft, die schon sehr alt sein soll und als „die“ Bruderschaft bezeichnet wird. 1739 wurde eine „Bruderschaft vom hl. Sakrament“ eingeführt, später eine „Bruderschaft vom hl. Herzen Maria“. Die ersten Nachweise für den noch heute existierenden Kirchenchor „Cecilia“ weisen bereits auf das Datum 1705 hin. Damit ist er der älteste Verein in Rübenach. 1843 kam die St. Sebastianus Schützenbruderschaft hinzu. Andere Vereine wie der MGV „Cäcilia“ 1854 – aus dem nach dem Zusammenschluss mit den Vereinen MGV „Sangeslust“ 1907 und des MGV „Lyra“ 1920, 1946 der Männerchor 1854 Rübenach entstand – oder der Turnverein Rübenach 1900 e.V. – folgten. 1902 wurde ein „Jünglingsverein“ gegründet, der u. a. auch als DJK sportlich führend tätig war, aus deren Mitte sich der vorgenannte MGV Sangeslust sich bildete und der genau wie der „Marienverein“ in der Jugendarbeit seine Hauptaufgabe sah. 1919 entstand durch den Zusammenschluss aus den erst kurz zuvor gegründeten Athletenvereine „Rheinland“ und „Heros“ Rübenach der Athleten-Sport-Verein (ASV) Rübenach. Es war ein einsehen der Vereinsvorstände, durch Bündelung der Kräfte die Erfolgsaussichten dadurch zu vergrößern. 1919 ebenfalls gegründet der Fußballverein FV „Rheingold“ Rübenach. Auch gab es in den 1920er Jahren bereits einen Radclub. Ein Festheft zu ersten Stiftungsfest 1926 zeugt noch davon. Vereine, die heute jedoch zu Teil nicht mehr existieren. Kirmes- und Karnevalsgesellschaften gründeten sich im laufe der Jahre dagegen gleich mehrfach neu. Im vergangenen Jahrhundert allein drei mal. Eine Erklärung für den mehrmaligen Niedergang liegt wohl in dem immerwährenden Arbeitsaufwand, Jahr für Jahr große Veranstaltungen auszurichten.

Arbeiterwohlfahrt, Kath. Frauengemeinschaft oder eine Sterbekasse sind wiederum Vereine oder Einrichtungen die aus sozialer Notwendigkeit gegründet wurden.

Sinn und Zweck aller Vereine ist es, Interessen zu pflegen, Kultur zu erhalten oder beim Sport und Spiel, Fitness und Leistungen zu fördern. Aber auch im Rahmen der Integration sind Vereine eine unverzichtbare Einrichtung innerhalb unserer Gesellschaft. Mit geringem Kostenaufwand wird hier viel für das Allgemeinwohl geleistet.

Nicht zu vergessen sind die Parteien, die als Ortsvereine oder –Verbände sich der politischen Aufgaben annehmen. Dazu zählen auch Bürgerinitiativen oder sonstige Interessengemeinschaften.

Heute hat die Zahl der Vereine, Gruppierungen und Einrichtungen in Rübenach einen Bestand von rund 30. Ob vom den karnevalistischen Vereinen, einem Sport-, Gesangs- oder sonstigem Verein, sie alle leisten einen unbezahlbaren Beitrag im täglichen Leben unserer Ortsgemeinschaft. Ohne Vereine wäre unsere Gesellschaft um vieles ärmer!

Mehr über Rübenacher Vereine siehe unter Sportvereine oder sonstige Vereine
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Das frühe Mittelalter

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von Udo Liessem

Die frühmittelalterliche Epoche von Rübenach ist durch Aufdeckung des erwähnten fränkischen Reihengräberfeldes in einigen Punkten erhellt worden. Von dem 1100 – 1200 Bestattungen umfassenden Gräberfeld konnten knapp drei Viertel freigelegt werden, so dass verbindliche Rückschlüsse zulässig sind. Mit Recht behaupten die Ausgräber, dass die hier bestatteten Toten als Zugehörige einer Siedlungsgemeinschaft anzusehen sind. Das Gräberfeld ist in mehreren Schüben belegt worden, die mit Phase A (um 480) beginnen und mit Phase D (bis um 700) aufhören. Am bedeutsamsten ist Grab 47 (Phase A) mit der dazugehörigen Pferdebestattung, Grab 46. Auf das erstgenannte, das mit einem Tumulus überdeckt war, sind alle späteren Beisetzungen ausgerichtet worden bzw. nahmen darauf Rücksicht. In Grab 47 ist das Gründergrab zu sehen; ein frühmerowingisches Herrschergrab. Auch die weiteren Tumulusgräber sind einer früheren Familie zuzuordnen.

Die durchschnittliche Einwohnerzahl von Rübenach mag während der Belegungsphase A (um 480 bis ca. 560) etwa 119 Personen umfasst haben. Bereits ein Jahrhundert später, zur Zeit der Belegungsphase B und C (um 560 bis ca. 675), hat sich die Einwohnerzahl mehr als verdoppelt ( etwa 240 Personen).

Ausgangspunkt der Entwicklung bilden Kirche, der später sogenannte Maximiner Hof und das Burghaus. Der ganze Komplex, heute durch die Maximinstraße getrennt, muß wie schon gesagt, als eine Einheit betrachtet werden. Südlich hiervon entwickelte sich dann der Ort. Nach Neufert-Müller/Ament istdie Ansiedlung Rübenach, der der Reihengräberfriedhof zuzurechnen ist, schon von Beginn an als „Dorf“ zu bezeichnen, doch räumen sie ein, „dass man sich den dem Frankenfriedhof von Rübenach zuzuordnenden Siedlungskomplex nicht als Dorf, sondern als eine Art Tallandschaft am oberen Bubenheimer Bach, als Herrenhof mit Außenwerk, vorstellen kann“. Nach Böhner sind die einer Gemarkungsgröße von 1200 – 2300 ha mit drei oder vier fränkischen Hofstätten zu rechnen. Rübenach hatte 1281 ha. Nach eindeutiger Aussage der Flurnamen liegt in der Quellmulde des Bubenheimer Baches eine Wüstung „Sendenich“, eine zweite findet sich ebenfalls in einer Quellmulde, die zu dem südlichen, namenlosen Bach gehört, der sich unterhalb der Dorflage mit dem Bubenheimer verbindet: „Zaumheim“. Neufert-Müller/Ament folgend kann man „das Bestehen dieser Siedlung schon für merowingische Zeit annehmen“. Eine dritte, bisher unbekannte Wüstung, die durch Ausweis der Scherben mindestens seit karolingischer Zeit besiedelt war, ist nördlich des Gräberfeldes, neben der Autobahn zu lokalisieren, ohne das die Flurnamen einen diesbezüglichen Hinweis geben würden. Die Flur heißt 1789 „hinter dem Thurm“. (Oder sollte mit dem „Thurm“ an ein früher dort befindliches festes Gebäude erinnert werden?) Für die beiden Wüstungen „Sendnich“ und „Zaunheim“ ist trotz intensiver Suche und jahrelanger Beobachtung kein Friedhof gefunden worden, wir haben möglicherweise in dem Reihengräberfeld von Rübenach den „zentralen Bestattungsplatz einer Grundherrschaft“ zu sehen. In diesem Zusammenhang ist zu bemerken, dass Pauly in Rübenach „eine auf Grundherrschaft entstandenen Pfarrei“ erkannt hat.

In karolingischer Zeit ist Rübenach zum ersten Male urkundlich nachweisbar. Zwischen 775 und 782, spätestens aber 786 schenkt König Karl. Der spätere Kaiser Karl der Große dem Kloster Hersfeld „in Andernacho et in Ribenahcho et in Gulse et in Meinsfelde capell(as) III, hub(as) V, m(ansus) X“ (= in Andernach, Rübenach, Güls, Mensfeldern (bei Limburg) drei Kapellen, fünf Hufen, zehn Mansen). Wie Pauly glaubhaft darlegen konnte, gehört der Ort ursprünglich „zum ältesten Bestand der Fiskalpfarrei Koblenz“. Der Rübenacher Besitz muss der Reichsabtei wieder entfremdet worden sein, vielleicht hat sie ihn aber auch nur gegen günstiger gelegene Gebiete eingetauscht, denn 888 schenkt König Arnulf „zu Regensburg“ auf Bitte des Grafen Megingoz das Dorf Rivinacha im Gau Meinfeld (Maifeldgau) in dessen Grafschaft, mit der Kirche, Zehnten, Hof, Gebäuden , Mansus, Einwohnern und Hörigen, Feldern, Äcker, Wiesen, Weiden, Waldungen, Wasser und Wasserläufen, Mühlen, Wingerten und allen anderen genannten Zubehörungen, namentlich auch mit der Fischerei in (der) Winninger Gemarkung (= In der Mosel bei Winningen) und dem Wald am Conderbach (= Conderbach-Tal) an die Abtei S. Maximin bei Trier. Wenn auch die Urkunde von 888 eine Fälschung darstellt, so ist sie inhaltlich nicht anfechtbar. Es erscheint bemerkenswert, dass die Reihenfolge der Nutzungsmöglichkeiten der Gemarkung mit den Feldern und Äckern beginnt und das die Wingerte zu letzt gennant werden. Diese Aufzählung ist bewusst so durchgeführt worden, denn, wie auch Jungandreas nachweist, war Rübenach ein überwiedend Ackerbau treibender Ort. Auch der Wald spielte stets eine bedeutende Rolle im Wirtschaftsleben  des Ortes; es braucht hier nur an die Waldweidewirtschaft erinnert werden. Noch im 19. Jahrhundert bildete der Wald eine der Haupteinnahmequellen des Dorfes. 1856 werden 200 Morgen Wald abgeholzt, um das notwendige Geld für den Kirchenneubau zu bekommen.

Die Schenkung ist mehrfach erneuert bzw. bestätigt worden: 893 durch König Arnulf; 897 durch König Zwentibold; 912 durch König Karl III.; 962 durch Kaiser Otto I.; 1031 durch Papst Leo IX.; 1140 durch Papst Innozenz II. Die letztgenannte Urkunde war „auf Bitte des Abtes Siger“ zustande gekommen; das war derselbe Abt, der 1153 „in curia nostra Rivenache“ urkundete. Im Maximiner Urbar, um 1200, wird die Grundherrschaft Rübenach, die die Ortsgemarkung umfasst, ausführlich umschrieben.

Die bereits vor erwähnten drei Wüstungen Zaunheim, Sentenich und „hinter dem Thurm“ sind Ausweis der Scherbenfunde wohl um 1200 aufgegeben worden. Bei den ersten beiden dürfte es sich – trotz fehlender Reihengräberfelder – um Ortswüstungen handeln; anders bei der dritten: hier ist an eine Hofwüstung zu denken. Der Grund des Wüstwerdens ist letztlich nicht voll zu beantworten, doch scheint am ehesten eine Bevölkerungsverschiebung zugunsten des bedeutenderen Rübenachs stattgefunden zu haben. Vielleicht spielt der Faktor der Sicherheit eine Rolle, denn Rübenach hatte eine – wenn auch nicht starke – Befestigung, die 1347 das erste Mal genannt wird und einen zusätzlichen Schutz durch das Burghaus, das in seiner heutigen Form um 1250 stammt, das möglicherweise aber einen älteren Vorläufer hatte. Die der Wüstungen zugehörigen Fluren sind im Gegensatz zu den Siedlungen nicht wüst geworden, sondern in der Rübenacher Gemarkung aufgegangen.
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Unser ehemaliger, schöner kleiner Bach!

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von Hilde Linden

Was war das in meiner Kindheit im Sommer ein Betrieb auf der Bachstraße (jetzige Grabenstraße). Nachmittags, wenn wir so ziemlich unsere Hausaufgaben gemacht hatten, kamen aus allen Ecken der Straße immer mehr Kinder zu dem Bach (es handelt sich hier um den Brückerbach).

Die älteren Jungen und Mädchen standen an der Brücke und tauschten hier und da Blicke aus. Es waren die so genannten „Schulle-Schätzja“, wie man sie zu meiner Kindheit nannte, die sich dort trafen. Ja, und die jüngeren Kinder wetten, wer am besten über den Bach springen konnte. Wie oft verfehlte einer die Mauer, die er überspringen wollte, und plumps fiel er nach hinten, und wohin? Mitten in den Bach! War das dann immer ein Gelächter und Gespöttes. Es heißt ja nicht umsonst: „ Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen!“

Nun, wenn es draußen schwer heiß war, kam uns der Gedanke den Bach zu stauen. Hach, war das ein herrliches Gefühl, wenn das Wasser bis zum Knie reichte. Wunderbares, kühles Bachwasser. Doch oh weh, da kam schon Müllers-Bas (Frau Müller) bitterböse angelaufen und rief: „sofort macht ihr den gestaute Bach off, ich hann schunn bivill Wasser im Keller“.

Ach was waren wir Kinder dann enttäuscht, aber eigentlich hatte sie ja Recht, denn das gestaute Wasser lief durch den Abfluss in ihren Keller zurück. Wir Päns aber hätten sie am liebsten auf den Mond geschossen, doch es war nichts zu machen. Ich muss aber gestehen, wir haben aber immer wieder versucht, so oft wie möglich den Bach zu stauen, trotz dem Schimpfen von Müllers und Füchsjes-Bas, die da wohnte.

Von dem vielen Spielen und Toben bekamen wir auch ganz schön durst, und wie löschten wir den? Wir machten einfach drei Kreuze über das Wasser, und so war das in unserem Sinne gesegnet. Wir tranken dieses gesegnete Bachwasser mit einer Wonne. Keiner wurde davon jemals krank. Es heißt ja: „Glaube versetzt Berge“. Und so war das auch mit dem Bachwasser.

Auch war zu meiner Kindheit die Bachstraße weder gepflastert noch geteert. Sie war ursprünglich wie ein Feldweg und wenn es heiß und trocken war, sah unsere Straße wie eine einzige Staubwüste aus. Es war dann herrlich sich gegenseitig mit Staub zu bewerfen. Doch nicht lange dauerte der Spaß. Tante Kattchen kam aus dem Haus gelaufen und schimpfte: „Sofort hürt ihr mett demm Stöbbwerfe off. Die janze Fenstere senn schunn vooler Stöbb. Man kann bahl nix mie sän.

Bums, war dieser Spaß auch vorbei. Wir selbst sahen aus als kämen wir wirklich aus der Wüste Sahara … Endergebnis: Der ganze Körper wurde geschruppt, damit wir wieder menschlich aussehen sollten.

Ich denke oft daran, ob man nicht den kleinen Bach wieder öffnen sollte, sodass er das Licht erblicken kann, was ihm ja eigentlich von Natur aus zusteht. Ich war schon in verschiedenen Städten und da sah ich mit Erstaunen, dass seitlich der Straße ein kleiner Bach lief. So was wäre doch auch bei uns möglich, denn unser Dorf Rübenach könnte mal etwas „Dörfliches“ gut vertragen.

von Hilde Linden

hilde_linden_350Hilde Linden war eine große Rübenacher Persönlichkeit und ein Urgestein der hiesigen Faasenacht. Über viele Jahrzehnte hat sie den „Rüwwenacher“ Karneval im Sinne des rheinischen Brauchtums mitgeprägt. 2011 ist sie im Alter von 88 Jahren verstorben.